160 Jahre Knize: Black Tie und ein Tischgebet

Claudia und Rudolf Niedersüß
Claudia und Rudolf NiedersüßPhilipp Enders
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Wiens nobelste Herrenschneiderei feierte im Palais Pallavicini ein großes Jubiläum.

Wenn man bei Knize einen neuen Anzug möchte, dann läuft das in etwa so ab: Rudolf Niedersüß schleppt zwei Stoffballen zur Auswahl heran. Bekundet man Interesse für den einen, nickt er zustimmend, um dann doch den anderen vorzuschlagen. Dem guten Kunden ist längst klar: „Rudolf Niedersüß weiß in der Zwischenzeit viel besser als ich, was mir gefällt“, stimmt also brav zu, so ist die Sache entschieden und man hat mehr Zeit, um sich zu unterhalten, vor allem über Politik „und die Zustände überhaupt“. Die, da sei man sich stets schnell einig, „ganz furchtbar sind.“

Der gute Kunde, der dies schilderte, war Georg Waldstein, Wirtschaftsjournalist und Mitbegründer des „Gewinn“, der schon zum 150-Jahr-Jubiläum von Wiens nobelster Herrenschneiderei die Laudatio gehalten hatte, und dem die Rolle des Redners auch zur 160-Jahr-Feier zugefallen war.

Niedersüß, inzwischen 83, hatte dazu ins Palais Pallavicini geladen, zu einem Black Tie-Abendessen samt Tischgebet, geschliffenen Gläsern und von Platten serviertem Filet. Einzig Gynäkologin Claudia Niedersüß, die in ihrem Rückblick auf die Firmenhistorie verbale „Hashtags“ zitierte, erinnerte daran, dass man sich im 21. Jahrhundert befand. Die gemeinsamen Kinder durften mitfeiern, sie sammelten engagiert für die Tombola zugunsten des Hospiz der Caritas Socialis. (tes)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.11.2018)

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