„Austria-Valentino“: Modeexport aus Oberösterreich

(c) Michaela Bruckberger
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Emil Gampe schneidert in Las Vegas große Roben für den roten Teppich. Gampe gilt mittlerweile als „Austria-Valentino“. Anlässlich eines Design-Awards stattete er Wien einen Kurzbesuch ab.

Schubladen müssen nicht immer schlecht sein. Vor allem dann nicht, wenn sie den Titel Valentino tragen und der Betreffende in der Modebranche tätig ist. Der Oberösterreicher Emil Gampe, der vor zehn Jahren seine Heimat verlassen hat, um Hollywood-Celebritys mit großen Roben auszustatten, gilt mittlerweile als „Austria-Valentino“.

„Es ist doch etwas Schönes, mit Valentino, einem der größten italienischen Designer, verglichen zu werden“, sagt Emil Gampe, während er in der Kavalierbar im Grand Hotel Wien grünen Tee trinkt. Der 41-Jährige stattete Wien soeben einen Kurzbesuch ab. Er präsentierte gestern, Mittwoch, als Stargast der „Ringstraßen-Galerien Designer Awards“ seine fantasievollen Abendroben. Den Titel „Austria-Valentino“ erhielt er übrigens von der Jury der US-Fernsehshow „Launch My Line“, bei der er als Sieger hervorging. Die Reality-Show funktioniert in etwa so wie die heimische Show „Dancing Stars“ – ein Profi arbeitet mit einem Laien zusammen, nur wird eben nicht getanzt, sondern Mode entworfen.

Und Mode entwirft Gampe, wie er erzählt, seit seinem fünften Lebensjahr. Seine Großmütter, beide Schneiderinnen, haben ihn dazu inspiriert. „Es war für mich immer klar, dass ich Mode mache“, sagt er. Sieht man sich seinen Lebenslauf an, wird auch eine gewisse Zielstrebigkeit deutlich. Zuerst hat der gebürtige Oberösterreicher in Wien eine Textilausbildung abgeschlossen, um anschließend an der renommierten Londoner Mode-Uni Central Saint Martins zu studieren. Die Schule gilt in der internationalen Modebranche als eine der besten. Unter den Absolventen finden sich etwa John Galliano, Stella McCartney und Alexander McQueen.


Der Ort, den Gampe als seinen Standort gewählt hat, sagt viel über seine Mode aus: Las Vegas. Immerhin besteht seine Zielgruppe aus jenen betuchten Damen, die große Roben für einen ebensolchen Auftritt auf dem roten Teppich suchen. 3000 bis 10.000 Dollar kostet ein Kleid. „Ich will eine positive Message rüberbringen. Es geht mir um Lebensfreude, Spaß und Drama, aber immer im positiven Sinn.“ Obwohl er seine Mode selbst als Mischung aus Klassik und Avantgarde definiert, sucht man bei „Emil Couture“ – so der Name seines Labels – vergeblich nach kritischen Statements, wie sie etwa einst der große Alexander McQueen zu setzen verstand. Mode ist für Gampe einerseits Realitätsflucht – seine Kollektionen haben oft verspielte Elemente –, andererseits ist es knallhartes Business. Er setzte bei seiner Label-Finanzierung weniger auf Förderungen als vielmehr auf Sponsoren und Jobs als Konsulent bei großen Modehäusern. „Couture an sich ist etwas, das normalerweise auf sehr hohen Verlust gebaut ist, das kann ich mir nicht leisten. Ich versuche, die Firma zum Break-even zu führen und etwas aufzubauen, das sich selbst erhält.“ Deshalb wird vermutlich noch dieses Jahr eine (üblicherweise rentablere) „Ready to wear“-Kollektion auf den Markt kommen.

Seinen Standort Las Vegas aufzugeben, kann sich Gampe nicht so schnell vorstellen. Selbst wenn ihn hin und wieder ein Gefühl von Heimweh plagt. „Ich sehe mich als Österreicher und kommuniziere das im Ausland auch ganz stark. Ich will nicht, dass meine Wurzeln verloren gehen. Das ist meine Erdung.“ Die sieht man auch an seiner Mode – und zwar nicht an jener, die er kreiert, sondern an der, die er trägt. Unter der dunklen Lederjacke verbirgt sich ein eher traditionelles grün-kariertes Hemd. Auch sonst vermittelt der einstige Tänzer weniger den Eindruck eines Modeschöpfers als den eines etwas in die Jahre gekommenen Jus-Studenten.

Die Lehrjahre hat der Designer aber bereits hinter sich. Und er hat auch noch einiges vor. Gampe hat sein Modeprojekt etwas größer angelegt. „Ein Couture-Unternehmen ist etwas, das teilweise über Generationen geht, wie etwa bei Chanel oder Dior. Es wäre doch schön, wenn Emil Couture nach mir weitergeht.“

Auf einen Blick

Designer Emil Gampe stattete Wien im Rahmen der „Ringstraßen-Galerie Designer Awards“ einen Besuch ab. Er präsentierte Mittwochabend als Stargast seine großen Roben. Der gebürtige Oberösterreicher hat am renommierten Central Saint Martins College in London Mode studiert und anschließend in den USA sein Label „Emil Couture“ gegründet. Gampe ging als Sieger aus der amerikanischen Talentshow „Launch My Line“ hervor und schneidert in Las Vegas große Couture-Roben für den roten Teppich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.04.2011)

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