Die ganze Welt sehen, ohne dafür zu bezahlen? Das geht. Die einen betteln, die anderen singen auf der Straße, wiederum andere gehen Gassi oder füttern Stubentiger. Ganz wenige sparen sich die Flugtickets und treten selbst in die Pedale.
Nicht, dass Rucksacktouristen jemals mit den dicksten Geldbörsen unterwegs gewesen wären. Viele schlagen sich bei ihren Debüt-Touren überhaupt zum ersten Mal allein durch, während die zu Hause gebliebenen Eltern ihre Telefone hypnotisieren. Vielleicht schickt der Nachwuchs ja doch noch Koordinaten? Die Route bleibt oft flexibel, passt sich den Gegebenheiten, also den Bekanntschaften, an. Geld ist da, wird weniger und ist es verbraucht, muss man zurück. Hilft nichts.
In der Heimat implodieren die Eltern vor Erleichterung. Junge Abenteurer von heute wissen den Umstand der Finanzschwäche allerdings ziemlich frech zu umgehen: sie betteln, um ihre Reisen zu verlängern. Das Phänomen nennt sich „#begpacking“ – zusammengesetzt aus den Wörtern „begging“ für das Betteln und „Backpacker“ für den Rucksacktourist –, und ist seit etwa Ende 2017 zu beobachten. Wer jene „Begpacker“ nicht in ihren Hauptdestinationen Thailand, Bali, Malaysia, Kambodscha, Laos oder Vietnam persönlich antrifft, findet Fotos von ihnen in den sozialen Medien.
„Begpacker“ tragen Flip-Flops, pludernde Yogahose, Badeshorts – die klassische Uniform. Manche haben eine Gitarre dabei, andere klopfen auf metallische Schlaginstrumente, die sie auf der gleichen Reise aufgestöbert haben. Das obligatorische Schild nach der Art „Ich fahre ohne Geld durch Asien. Bitte unterstützen Sie mich bei meiner Reise“, haben sie alle mit, manchmal sogar in der jeweiligen Landessprache. Damit sitzen sie dann in den Fußgängerzonen ihrer Reiseziele und füttern die Urlaubskassa.