Sri Lanka: Der Elefant am Wegesrand

Aussicht. Eine aufregende Bahnstrecke führt durch Sri Lankas Hochland.
Aussicht. Eine aufregende Bahnstrecke führt durch Sri Lankas Hochland.(c) Gabor Redling/unsplash
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Das Inselinnere Sri Lankas bietet weitläufige Teeplantagen, anregende Mythen und so manche Begegnung mit frechen Wildtieren.

An Vitaminmangel dürften die Makaken, die das Geäst rund um den Höhlentempel in Dambulla bevölkern, nicht leiden. An spiritueller Verwahrlosung auch nicht. Ein besonders dreistes Exemplar holt sich an diesem heißen Vormittag seine heutige Mahlzeit an gesegneten Tropenfrüchten: Im Schatten eines großen Baums sitzt eine Frau mit ihrer Familie und setzt gerade dazu an, mit der Machete eine Melone zu schneiden, die sie davor auf einem üppig mit Obst belegten Metalltablett den Göttern dargereicht hat – da macht sich das Äffchen schon über die Opfergaben her, reißt Bananen, Papayas und Melonenscheiben an sich und sogar das Plastiksackerl für die Schalen. Von der Machete lässt es sich nicht abschrecken. Die Frau versucht erst, ein paar der Früchte zurückzuerobern, dann setzt sie sich unbekümmert wieder aufs warme Pflaster. Was soll’s – möge der Affe sich satt essen. Dem Karma wird’s nicht schaden.

Es herrscht eine auffällig freudige Stimmung hier im bestkonservierten Höhlentempelkomplex Sri Lankas. Er wurde vor über 2000 Jahren angelegt und bis ins 20. Jahrhundert hinein mit immer neuen Statuen und Wandmalereien ausgeschmückt. Gläubige aus dem ganzen Land nehmen die steinernen Stufen, vorbei an Schlangenbeschwörern und Souvenirverkäufern, hinauf zur reich verzierten weißen Tempelfassade, die aus dem umgebenden Fels hervorragt. Viele Besucher sind ganz in Weiß gekleidet, einige tragen ihre Babys, fast alle lächeln, wenn man sie anschaut. Sie bringen Blumen, Obst, gefaltete Geldscheine, die sie auf den Sockel vor dem großen liegenden Buddha in der ersten von fünf Höhlen legen – aber auch in die Kammer gleich daneben, wo der Hindu-Gott Vishnu selig von einem großen Gemälde lächelt und ein Priester Besuchern gegen eine kleine Spende weiße Baumwollfäden aufs Handgelenk bindet. Buddhismus und Hinduismus – die beiden Religionen stehen auch für die beiden großen Volksgruppen in Sri Lanka, die sich bis 2009 noch bekriegt haben: Die Singhalesen, die 75 Prozent der Bevölkerung des Landes ausmachen, sind mehrheitlich buddhistisch, die Tamilen (rund 15 Prozent) vor allem hinduistisch.

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