Von L bis zu den Rothschilds

Jungmann-&-Neffe-Chef Georg Gaugusch ist Experte für jüdische Familien.
Jungmann-&-Neffe-Chef Georg Gaugusch ist Experte für jüdische Familien.(c) Clemens Fabry
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Georg Gaugusch präsentierte Band 2 seiner Recherchen zum jüdischen Großbürgertum.

Seit das Buch im Katalog steht, erzählte Amalthea-Verlagschefin Carmen Sippl, habe sich immer wieder die gleiche Szene abgespielt. Leute hätten sich begeistert und gleichzeitig verwirrt erkundigt: „Warum geht das nur bis R?“

Weil Georg Gaugusch für seinen zweiten Band über das jüdische Großbürgertum Wiens zwischen 1800 und 1938 so viel recherchiert hat, dass es unmöglich in ein Buch gepasst hätte. Deshalb schildert er in seinem von vielen sehnlich erwarteten zweiten Teil von „Wer einmal war“ nun die Schicksale der Familien mit Anfangsbuchstabend zwischen L und R. Der Rest muss warten, und wird wohl noch weitere Fahrten Gauguschs und seiner Frau Marie-Theres Arnbom „zu Friedhöfen in halb Europa“ erfordern, mutmaßte Sippl. „In ganz Europa“, so Gaugusch.

Bei der von Christoph Wagner-Trenkwitz moderierten Buchpräsentation war das Stoffgeschäft Jungmann & Neffe gegenüber der Albertina, dessen Eigentümer Geschichtsforscher Gaugusch in seinem anderen Leben ist (wobei eines mit dem anderen natürlich zu tun hat), jedenfalls brechend voll. Dabei sei Band eins ja durchaus etwas spröde gewesen, sagt Gaugusch. Dafür aber ein Projekt, mit dem es gelungen sei, den beschriebenen Familien zumindest einen Teil ihrer Geschichte zurückzugeben. „Es hat mich sehr betroffen gemacht zu sehen, wie sehr es den Nazis gelungen ist, ihr Andenken zu zerstören.“ Am gründlichsten ausgelöscht worden sei übrigens die Erinnerung an die Rothschilds.

Dass Gaugusch diesmal noch umfangreicher berichtet, liegt auch daran, dass sich neue technische Möglichkeiten aufgetan haben. Für Band eins habe er noch mühsam Todesanzeigen kopiert und auf Karteikärtchen geklebt, heute gibt es Volltextsuche – und Quellen wie die Kabinettskanzlei, aus der hervorgeht, wen Kaiser Franz Joseph nobilitiert oder ausgezeichnet hat und warum. „Nur bei einem Einzigen hat er dazugeschrieben: der nicht!“

Bis Ende Jänner gibt es das Buch zum Subskriptionspreis von 108 Euro, danach kostet es 148 Euro. Man möge nur, bevor man das Buch auf den Gabentisch lege, riet Sippl, „prüfen, ob er auch stabil genug ist“. (tes)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.11.2016)

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