Im Salon: Wo Frauen die Fäden ziehen

Berta Zuckerkandl. In ihrem Salon wurde die Secession gegründet.
Berta Zuckerkandl. In ihrem Salon wurde die Secession gegründet.(c) IMAGNO/picturedesk.com
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Wie Frauen die Wiener Salonkultur prägten, beleuchtet eine Schau im Jüdischen Museum.

Sie ist wohl eine der bekanntesten Salonnièren ihrer Zeit: die Schriftstellerin, Journalistin und Kritikerin Berta Zuckerkandl. Dabei war die Bewirtung bei den von ihr organisierten Zusammenkünften eher spärlich: Als Pionierin der Emanzipation waren ihr Gespräche über Kunst und Politik wichtiger als kulinarische Nebensächlichkeiten. „Die Wiener Salonkultur wurde von Frauen geprägt – ob als Gastgeberinnen in den frühen Salons Ende des 18. Jahrhunderts oder als Impulsgeberinnen in den Reformsalons“, erzählt Astrid Peterle, die gemeinsam mit dem Kuratorenteam des Jüdischen Museums die Ausstellung „The Place to Be. Salons als Orte der Emanzipation“ gestaltet hat. In einer Zeit, in der Frauen die öffentliche Bildung verwehrt war, ermöglichte der Salon den Gedanken- und Meinungsaustausch zumindest im privaten Rahmen.

Hilde Spiel. Die Schriftstellerin veranstaltete ­literarische ­Salons.
Hilde Spiel. Die Schriftstellerin veranstaltete ­literarische ­Salons.(c) Jüdisches Museum Wien

Wobei der Kuratorin ein nostalgisch-verklärter Blick fernliegt. „Wir wollen die Salons in all ihrer Widersprüchlichkeit darstellen. Bis 1900 herrschten sehr starre Geschlechterrollen. Die Frauen luden ein, um das Ansehen ihres Mannes in der Gesellschaft zu steigern, und hatten für das Wohlergehen der großteils männlichen Gäste zu sorgen. So war es etwa die Rolle der Gastgeberin, die Leute miteinander ins Gespräch zu bringen.“ Frauen kamen meist nur in Begleitung ihrer Männer. Erst in den späteren Reformsalons waren auch mehr Frauen als Gäste vertreten. Bei einer Soiree von Berta Zuckerkandl lernte etwa Alma Schindler ihren zukünftigen Ehemann, Gustav Mahler, kennen.

Salon ­Todesco. Die Salons fanden meist im ersten Bezirk statt.
Salon ­Todesco. Die Salons fanden meist im ersten Bezirk statt.(c) Jüdisches Museum Wien

Die Salons waren großbürgerlich-elitäre Einrichtungen, aber mit flachen Hierarchien. „Ob Künstler, Politiker, Bürgerliche oder Adelige – jeder sollte gleich viel gelten. Selbstinszenierung war nicht erwünscht, nur die Kraft der Argumente zählte“, berichtet Peterle. Sie waren auch kosmopolitisch. „Zu den Salons gab es keine Einladungen. Sie fanden immer an einem gewissen Wochentag statt, da war Open House für alle, die davon wussten. Es gab einen Kreis von eingeführten Gästen, Habitués, die konnten aber Bekannte mitbringen.“

Tipp

„The Place to Be. Salons als Orte der Emanzipation“ ist vom 30. Mai bis ­­14. Oktober im Jüdischen Museum Wien (1, Dorotheergasse 11) zu sehen.

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