Alte Künstler: Letzter Auftritt auf der Sternenwiese

Lotte Tobisch und Anneliese Fritthum (v. l.) im Hilde-Wagener- Heim.
Lotte Tobisch und Anneliese Fritthum (v. l.) im Hilde-Wagener- Heim.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Im eleganten Hilde-Wagener-Heim in Baden leben seit den 1960er-Jahren ergraute Publikumslieblinge des Burgtheaters neben Souffleusen und Künstlerwitwen. „Die Vorstufe zum Himmel“, meint Bewohner Ottwald John. Ein Besuch im Künstlerheim.

Als der Klang der alten Glocke durch den Gang hallt, kommt plötzlich Leben in das große, stille Haus in Baden. Nur zweimal am Tag hört man sie, dann wenn im Künstlerheim Kaffeejause und Abendessen serviert werden. Ein Kronleuchter taucht den Salon in warmes Licht, in der Ecke steht ein Klavier – wie die meisten Möbelstücke ist auch der elegante Flügel ein Erbstück eines ehemaligen Bewohners. Vereinzelt sitzen betagte Herrschaften an den Tischen, es gibt Kaffee und Kuchen, auch Ottwald John hat in einem der gepolsterten Stühle Platz genommen. Ein Schauspieler der alten Schule, dessen Profession man schon an der Körperhaltung erahnt und jedenfalls nach den ersten gesprochenen Worten erraten kann.

In den 1960ern, als seine Altersgenossen auf Rolling-Stones-Konzerten tanzten, riss John im Burgtheater die Eintrittskarten der feinen Leute ab. Später stand er selbst auf der Bühne, als einer der letzten Schüler von Elfriede Ott, wie er stolz erzählt. Seit knapp zwei Jahren wohnt John in Baden, das Heim nennt er heute Sternenwiese. „So viele große Schauspieler sind schon in diesem Zimmer gesessen“, erzählt er und deutet um sich.

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