Kaya Yanar: "Da haut's mir den Nucki usse"

Komiker Kaya Yanar alias Kaya der Erste im imperialen Ambiente des Wiener Bristol.
Komiker Kaya Yanar alias Kaya der Erste im imperialen Ambiente des Wiener Bristol.(c) Mirjam Reither
  • Drucken

Der deutsch-türkische Komiker Kaya Yanar lebt jetzt in der Schweiz. Und nicht nur er schreibt darüber. So erfährt man auch manches, was neu ist.

Eigentlich sollte man in Kaya Yanars neuem Buch gleich einmal zum letzten Kapitel blättern: Da erfährt man nämlich einiges, was man über den deutschtürkischen Komiker vorher nicht gewusst hat. Dass seine Gelenke nicht gern joggen, er absolut nicht kochen kann, er ein seltsames Schlafverhalten hat, zum Hypochonder neigt und man ihm offenbar ein bisschen Zeit geben musste, um sich ans Leben zu zweit zu gewöhnen.

Geschrieben hat das Kapitel seine Lebensgefährtin, und zwar unter der Bedingung, dass er nichts zensiert. „Als ich das durchgelesen habe, habe ich mir schon gedacht: Scheiße, so viel Privates gab es noch nicht über mich“, sagt der 45-Jährige bei einem Besuch in Wien – im imperialen Ambiente des Bristol („Kaya der Erste“, witzelt er vor den Monarchenporträts). „Aber sie hat jetzt richtig Lust bekommen, ein ganzes Buch über mich zu schreiben.“

Kulturelle Unterschiede

Aber erst einmal ist (noch) er selbst dran: Vor anderthalb Jahrzehnten mit der Comedysendung „Was guckst du?“ bekannt geworden, hat er ein zweites Buch geschrieben. Eines, an dem seine Freundin – von der man übrigens nicht einmal den Vornamen weiß – auch abseits des Kapitels einen nicht unwesentlichen Anteil hat: Es geht nämlich wie eigentlich immer bei Yanar um kulturelle Unterschiede. Aber jetzt (auch) um die Schweiz, wo er seit sechseinhalb Jahren mit ebenjener Frau lebt.

„Wenn man wie ich quasi auswandert, wird man sich erst bewusst, wie man geprägt wurde“, sagt Yanar. „Man merkt erst, wie deutsch man ist, wenn man Deutschland verlässt.“ Wenn man nachfragt, in welchen Dingen, kommt sofort: Autofahren, einige Gags inklusive. „Ich fahre wie ein Deutscher Auto: schnell, sicher und schimpfend. Ihr habt ja eure 130 km/h. So parken wir in Deutschland rückwärts ein.“ Dabei habe er sich schon an das Schweizer Tempolimit gewöhnt. Und erschrickt sogar inzwischen, wenn jemand auf der Autobahn schnell dicht auffährt.

Es geht aber nicht nur ums Auto, wenn Kaya Yanar ins Reden kommt („Autofahren ist wichtig für mich, ich verbringe mein halbes Leben im Auto, ich bin ja dauernd auf Tour“), sondern durchaus auch um anderes. Um Emotionen zum Beispiel. Dass die Schweizer implodieren, die Deutschen explodieren: „Deutsche sagen: ,Es platzt mir der Kragen.‘ Und Schweizer sagen: ,Es haut mir den Nucki usse.‘ Dass es jemandem den Schnuller weghaut, ist eine ganz süße Umschreibung. Man stellt sich vor, dass jeder Erwachsene einen Nucki hat . . . Das ist eine lustige Sprache, Schwitzerdütsch.“

Sprache ist für Yanar sowieso eine große Sache: Er kippt ins Österreichische genauso wie ins Schweizerdeutsch („,Bist du deppat!‘ ist schon gut. Das hört sich einfach genauso an, wie es gemeint ist, wie ein Brett, das man einem vor den Kopf haut“). Und ein zentraler Teil seiner Comedy war stets das türkisch gefärbte, gebrochene Deutsch. Das ihm vertraut ist, da seine Eltern, die einst aus der Türkei nach Deutschland gekommen sind, mit ihm nur (unperfekt) Deutsch gesprochen haben.

„Mein Vater wollte selbst Deutsch lernen und kam auf die Idee, zu Hause Deutsch zu sprechen“, sagt Yanar, und schon ist da die bekannte Färbung: „Er meinte: ,Du lernst später Türkisch.‘“ Auch das Aufwachsen ist ein Thema im Buch, besonders sein Vater, der ungewollt die beste Comedy-Inspiration gewesen sei. Und später sein größter Fan, wenngleich er den einen oder anderen Witz für übertrieben hielt. „Meine Mutter hat auch Humor, aber manchmal guckt sie mich so prüfend an . . .“ Und wie das seine Lebensgefährtin sieht, wird man vielleicht irgendwann in einem eigenen Buch lesen.

ZUR PERSON

Kaya Yanar (45) ist Komiker und Moderator, bekannt geworden ist er vor allem durch die Show („Was guckst du?“). Nach seinem ersten Buch („Made in Germany“, 2011) hat er nun ein zweites geschrieben: Am 22. März erscheint „Das ist hier aber nicht so wie in Deutschland“. Darin geht es wieder einmal um kulturelle Unterschiede, inspiriert von seinem Leben in der Schweiz, wo er seit sechs Jahren mit seiner Partnerin lebt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.