Während der Haute-Couture-Shows inszeniert sich Céline Dion mittlerweile gewohnheitsmäßig als Stilikone. Dazu gehören auch Tränen in der Frontrow.
Die Modewelt hat sich mittlerweile daran gewöhnt: Spätestens seit diesem Vogue-Video ist Céline Dion zu so etwas wie "Madame la Couture" geworden - pardon, "Madame la HAUTE Couture" natürlich.
Mit schöner Regelmäßigkeit zelebriert die Frankokanadierin während der Haute-Couture-Defilees in Paris die Mode und ganz nebenbei (wer möchte es ihr verdenken) auch sich selbst. Diese intime Liaison mag auf den ersten Blick überraschen, wie die Kollegen von der amerikanischen InStyle aber beobachtet haben, begann Dions rezentere "Fashion Transformation" auf dem roten Teppich der Billboard Music Awards 2016, wo sie in einem Kleid von Valentin Yudashkin vier Monate nach dem Tod ihres Ehemanns René Angélil signalisierte: "The Show Must Go On".
Dion nutzte ihren letzten Parisaufenthalt jedenfalls, um nicht nur stilgerecht in diversen Frontfrows zu thronen, sondern auch, um sich Kultur-Highlights wie etwa die "Fashion Freak Show"-Revue von Jean-Paul Gaultier in den Folies Bergère zu Gemüte zu führen.
Für den Besuch der Folies hatte sie ein atemberaubendes Outfit von Alexandre Vauthier ausgewählt, in dem sie wie eine Mischung aus Raumschiff-Flugbegleiterin und Grace-Jones-Imitatorin aussah. So viel Mode-Kühnheit sollte man freilich nicht mit hämischen Kommentaren bedenken.
Fast konnte die Sängerin es mit kleiderwechselwütigen Royals aufnehmen, mindestens acht aufsehenerregende Looks in vier Couture-Tagen zählten aufmerksame Beobachter. In einem funkelnden - und selbstverständlich kühn dekolletierten - Glitzertraum nahm sie in der ersten Reihe der Show von Alexandre Vaultier Platz, wo sie mit ihrem Freund, dem New Yorker Illustrator Pepe Munoz, turtelte.
Einen Moment besonderer Rührung durchlebte Dion, als sie das Defilee von Valentino besuchte und die neuesten Kreationen des derzeit hoch gelobten Hausdesigners Pierpaolo Piccioli beobachtete: Céline Dion saß weinend in der ersten Reihe und versuchte, sich Tränen aus den Augen zu wischen, ohne ihr Makeup zu zerstören.
Jene Beobachter, die sich selbst von der Valentino-Kollektion zu Tränen gerührt sahen, identifizierten sich sogleich mit dem Superstar. Gut informierte Journalisten wussten freilich, dass nicht so sehr die Mode Dion wohl zu Tränen rührte, sondern die Tatsache, dass das Lied "The First Time Ever I Saw Your Face" Teil des Show-Soundtracks war. Bei ihrer Hochzeit mit René Angélil tanzte Dion wohl zu exakt diesem Lied den ersten Tanz, und sie sah sich - fast genau drei Jahre nach seinem Tod - wohl an diesen Moment erinnert. Auch wenn Céline Dion nicht von Picciolis Kollektion allein zum Weinen gebracht wurde (fast möchte man sich darüber erleichtert zeigen, dass die Macht der Mode nicht gar so weit reicht), gehört die Sängerin ganz ohne Zweifel zu den emotionalsten Fans der Haute Couture. Und da diese fürwahr schon bessere Saisonen als die eben zu Ende gegangene hinter sich gebracht hat, kann derart prominente - und gefühlsbetonte - Frontrow-Unterstützung nur von Vorteil sein.