Claudia Kottal: "Auch beim schnellen Sex geht es um Nähe"

(c) Mato Johannik
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In ihrer ersten Kinohauptrolle spielt Claudia Kottal eine Frau, die durch einen Callboy zur Liebe findet und ihre eigene Sexualität entschlüsselt. Leitmotiv des Films sei aber die Suche nach menschlicher Nähe, sagt sie.

Theaterschauspieler, die auch in Film- und Fernsehproduktionen zu sehen sind – das gibt es gar nicht so selten. Den Spagat zwischen Primetime-Krimiserie und Off-Szene-Produktionen bewerkstelligen allerdings nur die wenigsten. Claudia Kottal aber reüssiert mit exakt dieser Mischung aus Nische und Breitenwirksamkeit: Seit Jahren tritt sie in kleineren Wiener Bühnen auf und ist in zwei Theatervereinen als Koproduzentin und Schauspielerin tätig. Größere Bekanntheit erlangte sie in der Kabarettserie „Wir Staatskünstler“ mit ihren Parodien von Laura Rudas und Maria Vassilakou, es folgte eine Rolle in den „Copstories“ des ORF – und nun die erste Hauptrolle in einem Kinofilm. In „Love Machine“ spielt sie neben Thomas Stipsits, der als zufällig zu seinem Beruf gekommener Wiener Callboy zu sehen ist, die Fahrlehrerin Jadwiga, die sich über ihre sexuellen Vorlieben nicht ganz im Klaren ist. Um die Suche nach Nähe gehe es in dem Film aber eher als um reinen Sex, meint Claudia Kottal. Fast gleichzeitig zum Kinostart von „Love Machine“ spielt sie in einer Eigenproduktion im Kosmos Theater eine von vier weiblichen Hauptrollen. Was das Jahr danach für sie bringt, steht aber noch in den Sternen, hat Claudia Kottal dem „Schaufenster“ anvertraut.

In „Love Machine“ ist die männliche Hauptfigur ein Callboy, der von einer selbstbewusst agierenden Klientinnenschar gebucht wird. Sieht man diese Frauen Ihrer Meinung nach dadurch in einer positiv besetzten Position sexueller Selbstbestimmtheit?
Das ist nicht zwangsläufig meine erste Assoziation, aber man kann es wahrscheinlich auch so sehen. Für mich ist es eher ein Film über die Suche nach menschlicher Nähe, weil es ja auch beim schnellen Sex um Nähe geht. Das zweite Thema ist das Vertrauen, das es dafür braucht, sich zu öffnen: Vielleicht ist das für Frauen noch ein bisschen wichtiger als für Männer, aber im Grunde ist es wohl für alle dasselbe. Der Film heißt ja „Love Machine“, nicht „Sex Machine“, das ist ein wichtiger Anhaltspunkt. Auch darum finde ich, dass es um den Wunsch nach Nähe geht: Das gilt für die Frauen, die den Callboy Georgy buchen, und noch einmal mehr für meine Figur, die ein großes Defizit im Bereich Sexualität und Nähe hat.


Diese Figur, die Fahrlehrerin Jadwiga, lebt sozusagen auf einem anderen sexuellen Planeten als die anderen Frauen, die ohne zu zögern den Callboy Georgy buchen.
Jadwiga kämpft definitiv mit anderen Themen als die anderen Frauen, weil sie sich dessen bewusst ist, dass ihre Sexualität keine ganz einfache ist. Auf der einen Seite will sie sich unabhängig machen von anderen, auf der anderen Seite merkt sie, dass auch sie auf der Suche nach jemand Besonderem ist.

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