Jubiläum

Making-of: Die "Presse am Sonntag" macht Welt-Theater

Helga Rabl-Stadler (Mitte) und Brigitte Bierlein mit "Presse"-Redaktuer Benedikt Kommenda
Helga Rabl-Stadler (Mitte) und Brigitte Bierlein mit "Presse"-Redaktuer Benedikt KommendaDie Presse
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Wie die Jubiläumsausgabe der „Presse am Sonntag“ mit den Salzburger Festspielen zustande kam.

Die Idee entstand diesmal für „Presse“-Verhältnisse ungewöhnlich früh. Schon im Vorjahr erging an die Salzburger Festspiele die Frage, ob sie Lust hätten, anlässlich des Zehn-Jahr-Jubiläums der „Presse am Sonntag“ gemeinsam eine Sonderausgabe zu gestalten. Helga Rabl-Stadlers Ja kam klar und spontan. Sie selbst hat noch ein Jahr bis zu noch größeren Feierlichkeiten: 2020 werden die Festspiele 100 Jahre alt.

Für die gemeinsame Zeitung widmete man sich also schon jetzt gemeinsam dem „Mythos Welttheater“ – und entdeckte dabei durchaus Ähnlichkeiten. „Verkopft und proeuropäisch“ sei man da wie dort, konstatierte „Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak, dazu „theatralisch und manchmal laut“. Die Festspiel-Spitze Rabl-Stadler/Markus Hinterhäuser durfte man als „kongeniales Duo“ kennenlernen: zwei Menschen, die sich widersprechen und sich gegenseitig infrage stellen. Auch nicht anders als in einer Redaktionskonferenz.

Apropos Konferenz: Begonnen wurde die Arbeit mit einem Brainstorming in der Festspiel-Direktion (und später in der Blauen Gans) in Salzburg: Rabl-Stadler, Hinterhäuser und Dramaturgin Margarethe Lasinger auf der einen, Rainer Nowak, Norbert Mayer, Judith Hecht, Ulrike Weiser und Sonderausgaben-Mastermind Christian Ultsch auf der anderen Seite. Später trafen sich Nowak und Rabl-Stadler noch einmal in Salzburg zu einem beruflichen Candle-Light-Dinner, die Ballsaison brachte die Festspiel-Spitze wiederum nach Wien. Termine mit den Salzburgern zu vereinbaren ist dabei keineswegs trivial; ihr Kalender führte Rabl-Stadler zuletzt u. a. zum Begräbnis von Bruno Ganz nach Zürich, nach Moskau und Italien.

Apropos Italien: Natürlich kamen beim Zeitungsmachen die Kontakte der Festivalmacher zugute. Für den Regisseur Romeo Castellucci griff Hinterhäuser einfach zum Handy (im Interview mit Iris Bonavida erklärte Castellucci dann freilich, den größten Respekt habe er vor Künstlern, die gar keine Interviews geben). Hinterhäuser ist als Sohn einer Italienerin übrigens in La Spezia geboren. Die „Italian Connection“ ergänzte Susanna Bastaroli, die in Sizilien mit Palermos Bürgermeister Leoluca Orlando sprach.

Als besonders hartnäckig entpuppte sich Helga Rabl-Stadler. Das Gespräch mit dem deutschen Bundestagspräsidenten, Wolfgang Schäuble, geht auf ihr Konto, Siemens-Chef Joe Kaeser hat sie gleich selbst interviewt. Mit Brigitte Bierlein, der Präsidentin des Verfassungsgerichts, sprach sie gemeinsam mit Benedikt Kommenda. Angela Merkel stand aus Brexit-Gründen leider nicht zur Verfügung. Und noch ein paar andere, die es vorzogen, sich nicht zu äußern. „Es herrscht“, so Nowak und Rabl-Stadler, „zu viel Angst, etwas falsch zu machen.

Hamburg bis Südafrika

Manchen Wunsch Rabl-Stadlers konnte ihr freilich wiederum „Die Presse“ erfüllen. Etwa mit dem Autor Philippe Sands, mit dem Korrespondent Gabriel Rath befreundet ist. Von Sands stammt ein Stück über Otto Wächter und die „Rattenlinie“, über die ranghohe Nazis der Justiz entkamen. Sands ist wiederum mit Niklas Frank befreundet, dessen Vater der „Schlächter von Polen“ war. Christian Ultsch hat ihn in Itzehoe bei Hamburg getroffen.

Markus Hinterhäuser plauderte vier Stunden mit Michael Heltau bei Kaffee und Gugelhupf in dessen Haus in den Döblinger Weinbergen, einig war man sich in der Frage, dass Salzburg ohne Festspiele eher schwer zu ertragen sei. Den Philosophen Robert Pfaller traf Judith Hecht bei Sachertorte im Café Engländer, im Raucherteil. Salzburger Nockerln (und andere Kunst) steuerte der Südafrikaner William Kentridge bei. (tes)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2019)

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