Ist das Leben doch auf dem Mars entstanden?

Ist das Leben doch auf dem Mars entstanden?
Ist das Leben doch auf dem Mars entstanden?(c) ESA/NASA (ESA/NASA)
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Provokante, paradoxe These eines US-Chemikers: Auf der frühen Erde habe es zu viel Wasser gegeben.

Gibt es Leben auf fernen Planeten anderer Sterne? Dieser Frage widmen sich Astronomen, die sich selbst optimistisch Astrobiologen nennen. Sie wollen aus dem Spektrum von Planeten lesen, ob es auf ihnen Leben gibt oder wenigstens geben könnte. Sie suchen dabei vor allem nach Ozon und Methan – wohl wissend, dass z. B. unser Gasriese Jupiter einiges Methan, aber durchaus kein Leben birgt.

Sicher kann man nur eines sagen: Auf der Erde ist Leben entstanden. Aber etwaige Astrobiologen auf fernen Planeten würden sich schwer tun, die winzigen Mengen von Methan und Ozon auf der Erde zu sehen . . .

Welche atmosphärischen Gase sind denn überhaupt typisch für Leben? Sauerstoff? Nein. Man bedenke: Noch vor 2,5 Milliarden Jahren enthielt die Erdatmosphäre höchstens Spuren von Sauerstoff, dieser war für die frühen Lebensformen ein Gift.

Und was ist mit Wasser? Eine essenzielle Voraussetzung für Leben, sagen alle. Auch die Planetenjäger, die gern verkünden, dass auf einem von ihnen entdeckten Planeten die Bedingungen so sind, dass flüssiges Wasser möglich wäre, und daraus gleich triumphal schließen: Dort draußen könnte Leben existieren! Ähnlich agieren die Nasa-Forscher, die immer, wenn sie Spuren einstigen Wassers auf dem Mars sichten, gleich von „Leben auf dem Mars“ fantasieren.

Ernüchternd könnten da die Theorien von Steven Benner wirken. Das ist ein US-Chemiker, der sich seit Langem mit der Entstehung des Lebens – auf Erden – befasst. Er formulierte auf der Jahrestagung der angesehenen Geochemical Society eine provokante These: Wir stammen alle vom Mars ab. Dort sei das Leben entstanden und erst später via Meteorit auf die Erde geflogen. Seine Argumentation: Auf der Erde sei die Entstehung des Lebens schwer möglich gewesen, weil die Erde vor vier Milliarden Jahren völlig mit Wasser bedeckt war. Auf dem Mars hingegen habe es zwar auch flüssiges Wasser, aber doch genug trockene Plätzchen gegeben.

Klingt paradox. Wieso in aller Welt soll denn just das heute lebensnotwendige Wasser die Entstehung von Leben stören? Knapp gesagt: durch Hydrolyse. Darunter verstehen Chemiker die Aufspaltung von Makromolekülen durch Wasser. Etwa von RNA, jenem Makromolekül, von dem man heute glaubt, dass es die ersten Vorformen des Lebens gebildet hat. (Bevor später DNA und Proteine dazukamen.) Wasser wirke auf RNA „korrosiv“, formuliert Benner.

Auch Borate sollen hilfreich sein

Neben diesem „Wasserproblem“ sieht Benner auch ein „Teerproblem“: Statt der Zuckermoleküle, die Bausteine der RNA und der DNA sind (Ribose bzw. Desoxyribose), bilde sich unter irdischen Bedingungen nur Teer, also ein krudes Gemisch aus Kohlenwasserstoffen. Dagegen wirken, so Benner, Borate, also sauerstoffreiche Verbindungen des Elements Bor. Und solche seien, wie die Analyse von Meteoriten zeige, auf dem Mars häufiger als auf der Erde.

Benners Vorschläge werden ernsthaft diskutiert. Der bekannte Physiker Paul Davies nennt sie etwa anregend, aber nicht völlig überzeugend. Sie seien auch schwer zu überprüfen: Der Meteoritenverkehr zwischen Mars und Erde sei so dicht, dass Leben, wenn es auf einem der beiden Planeten entstanden sei, schnell auch auf den anderen gelange. So sei der Ursprung „schwer feststellbar“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2013)

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