"Menschen-Urmutter" Lucy schlief auf Bäumen

Forscher Kappelman mit Lucys Knochen.
Forscher Kappelman mit Lucys Knochen.(c) Reuters
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Der Lebensstil der Vorläuferin der Menschen entsprach eher dem eines Schimpansen. So nistete und und schlief sie in luftiger Höhe.

Das mehr als drei Millionen Jahre alte Fossil Lucy gilt als bekanntester Vorläufer des Menschen - Lucys Lebensstil unterschied sich aber deutlich von dem der heutigen Menschheit, wie Wissenschaftler herausfanden. "Die Presse" berichtete bereits

Auf Grundlage intensiver Untersuchungen der Knochenstrukturen kamen Paläontologen aus den USA in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie zu dem Schluss, dass Lucy mindestens ein Drittel des Tages in Bäumen lebte, dort nistete und nächtigte.

Für die Studie, die im Fachjournal "Plos One" veröffentlicht wurde, fertigten die Forscher mehr als 35.000 Aufnahmen aus modernen Scanner-Untersuchungen von Lucys Knochen an. Die hochauflösenden Bilder machten die Dichte und die internen Strukturen der Knochen deutlich, was wiederum Rückschlüsse auf die Beanspruchung bestimmter Gliedmaßen zuließ. Denn die Knochendichte wächst oder verringert sich im Laufe eines Lebens, je nachdem, wie stark die Körperteile genutzt werden.

Obere Gliedmaßen sind stark gebaut

Demnach hat Lucy in besonderem Maße ihre Arme eingesetzt, was sich die Forscher dadurch erklären, dass sie diese zum Klettern auf Bäume einsetzte. Die Strukturen der Armknochen glichen jener der Schimpansen von heute.

"Die oberen Gliedmaßen der Schimpansen sind sehr stark gebaut, weil sie die Arme zum Klettern brauchen", erklärte einer der Studienautoren, Christopher Ruff von der Johns-Hopkins-Universität. "Bei den Menschen ist das genau umgekehrt: Bei ihnen sind die unteren Gliedmaßen stärker ausgeprägt, weil sie mehr Zeit mit Laufen verbringen."

Sturz von einem Baum

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass Lucy jede Nacht mindestens acht Stunden in Bäumen verbrachte, um sich beim Schlafen vor Beutejägern zu schützen. Die Kletterei wurde Lucy allerdings wohl auch zum Verhängnis: Eine frühere Untersuchung hatte ergeben, dass Lucy an einem Knochenbruch starb, den sie sich bei einem Sturz zugezogen haben könnte - möglicherweise von einem Baum.

Das ungewöhnlich gut erhaltene Skelett von Lucy war 1974 in Äthiopien entdeckt worden. Danach galt sie als "Urmutter der Menschheit". Im Jahr 1994 wurde dann aber Ardi entdeckt, das mit 4,5 Millionen Jahren noch älteres Fossil eines Menschenvorläufers.

(APA/AFP)

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