Die höchste Auszeichnung für junge Forscher

Mit dem Start-Preis können junge Wissenschaftler in ihrem Fachgebiet eine eigene Arbeitsgruppe aufbauen. Die am besten dotierte Unterstützung für österreichische Jungforscher wurde am Mittwoch vergeben.

Vielen, die in der heimischen Wissenschaft Fuß fassen wollen, fehlen heute die Perspektiven. Die Unis haben kein Geld, um sie anzustellen, rechtliche Schranken verhindern mehrmalige befristete Verträge. Vier österreichische Forscherinnen und zwei Forscher sind diese Sorge nun zumindest für die nächsten sechs Jahre los: In dieser Zeit haben sie die Chance, sich in ihrem Fach zu etablieren und auf der Karriereleiter weiter aufzusteigen. Der Wissenschaftsfonds FWF zeichnete sie am Mittwochabend mit den begehrten Start-Preisen aus.

Der Fokus liegt auch heuer in den Naturwissenschaften, ein Projekt befasst sich mit Sprachwissenschaft (siehe Beitrag oben bzw. Kurzporträts rechts). Mit 1,2 Millionen Euro ist der Start-Preis höher dotiert als der Nobelpreis, für diesen gab es zuletzt rund 800.000 Euro. Noch besser ausgestattet ist der Wittgenstein-Preis: Dieser ging am selben Abend an den in Innsbruck tätigen Experimentalphysiker Hanns-Christoph Nägerl – „Die Presse“ berichtete. (gral, cim)


Hannes Fellner
Der 36-jährige Wiener arbeitet derzeit an der Universität Leiden. Für seine Arbeit „Die Zeichen, welche die Seidenstraße prägten. Eine Datenbank und digitale Paläographie der Tarim Brahmi“ kommt er zurück nach Wien, forscht aber auch vor Ort in China. Ziel des Projekts ist es, alle in Tarim Brahmi geschriebenen Texte in einer Online-Datenbank zugänglich zu machen und schriftkundlich zu untersuchen.


Vera Fischer
Die Mathematikerin, geboren 1977 in Sofia, ist derzeit Assistentin am Kurt Gödel Research Center der Universität Wien. Sie untersucht in ihrem Projekt die „Unendliche Kombinatorik und Definierbarkeit“. Dabei geht es um die zentralen Fragestellungen der kombinatorischen Eigenschaften der Menge der reellen Zahlen, welche aus den Phänomenen Definierbarkeit und Unabhängigkeit entstehen.


Claudine Kraft
Die 38-jährige Schweizerin ist derzeit Assoziierte Professorin im Vienna Biocenter der Universität Wien. Sie befasst sich in ihrer Arbeit „Funktion von Atg1/ULK1 in Autophagie“ mit der Funktion des zellulären Abfallsystems. Dieser Prozess spielt für den Menschen, etwa im Zusammenhang mit Krankheiten, eine zentrale Rolle. Ihre Arbeit gibt Einblicke in die Funktion der Autophagie-Schlüsselkinase Atg1/ULK1.


Wolfgang Lechner wurde 1981 im Tiroler Kufstein geboren. Der Physiker will mit seiner Forschung den weltweit ersten kohärenten und voll programmierbaren Quantencomputer für Optimierungsprobleme entwickeln. Mit dem Projekt „ParityQC: Paritätsbedingungen als Toolbox für Quantencomputer“ will er zudem die Quantenoptimierung als Forschungsdisziplin in Österreich etablieren.


Andrea Pauli
Die 40-Jährige wird mit ihrem Team am Institut für Molekulare Pathologie in Wien an Zebrafischen die Embryonalentwicklung von Wirbeltieren untersuchen. „Neue Einblicke in Funktionen weitverbreiteter Translation während der Embryogenese“ will sie damit, laut Projekttitel, eröffnen.

Vor Kurzem revidierten Wissenschaftler, dass hier das meiste bereits bekannt ist.


Miriam Unterlass, geboren 1986, geht mit dem Projekt „Hydrothermal zu funktionellen organischen Gerüststrukturen“ der Frage nach, wie sich Hochleistungsmaterialien mit umweltfreundlichen Herstellungsmethoden erzeugen lassen. Sie will Konstruktionen erzeugen, die etwa zum Einsatz in Lithium-Ionen-Akkus, Hochtemperatur-Brennstoffzellen und Solarzellen geeignet sind.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2017)

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