Ein Mond in einem anderen Sonnensystem?

Symbolbild: So weit, so bekannt: Der Mond der Erde
Symbolbild: So weit, so bekannt: Der Mond der Erde(c) APA/AFP/DANIEL LEAL-OLIVAS (DANIEL LEAL-OLIVAS)
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Hinweise auf einen Exomond wurden durch Twitter schneller publik, als die Forscher wollten.

Es ist erst 22 Jahre her, dass der erste Planet eines anderen Sterns als der Sonne nachgewiesen wurde, und heute kennen wir – Stand vom 1. Juli 2017 – 3621 Exoplaneten, die Entdeckung eines neuen ist uns höchstens dann eine größere Meldung wert, wenn die Astrophysiker erklären, dass er der Erde ähnle. Man kann gut sagen: Es ist der Normalfall, dass ein Stern von Planeten umrundet wird.

Um sechs der acht Planeten unseres Sonnensystems bewegen sich Monde (nur Merkur und Venus sind satellitenfrei). Also liegt der Verdacht nahe, dass viele, wenn nicht die meisten Exoplaneten ebenfalls Monde haben. Von Exomonden sprechen die einschlägigen Astronomen – und wissen, dass solche nur schwer zu detektieren sind. Entsprechend vorsichtig sind sie. „Ich habe schon Monde verdampfen gesehen“, sagt David Kipping von der Columbia University in New York.

So wollte er auch (noch) nicht publizieren, was sein Team und das in der Suche nach Exoplaneten aktive Weltraumteleskop der Nasa an einem Exoplaneten gefunden haben: an Kepler-1625b, einem Planeten des ungefähr 4000 Lichtjahre entfernten Sterns Kepler-1625, der ungefähr so schwer ist wie die Sonne. Aus den ungleichförmigen Schwankungen in der Helligkeit dieses Sterns könnte man schließen, dass zwei Objekte daran schuld sind: ein Planet von der Größe unseres Jupiters und – diesen umrundend – ein Mond von der Größe des Neptuns.

Auffällig: Messzeit bei Hubble

Um das zu verifizieren, wären weitere Beobachtungen gut, dachte Kipping: am besten mit dem – von Nasa und ESA betriebenen – Weltraumteleskop Hubble. Und er suchte um Messzeit ebendort an. Das bemerkte ein Kollege und schloss: Wenn Kipping, als Exomond-Jäger bekannt, an Hubble messen will, dann hat er wohl einen Mond in Visier...

Das twitterte er. Was ihm Kipping gar nicht vorwirft, wie er sagt. Dennoch war er unter Zugzwang, Kollegen und Journalisten riefen ihn schon an. Um weiteren Spekulationen vorzugreifen, entschloss er sich, schnell eine fertige Publikation über fünf Jahre Suche nach Exomonden mit den neuesten Daten (vorsichtig formuliert: „evidence for an exomoon candidate“) zu ergänzen und zu publizieren, noch bevor sie dem üblichen Peer-Review (der systematischen Kontrolle durch Fachkollegen) unterzogen ist. So findet sich diese nun in der elektronischen Zeitung der Physiker (arXiv:1707.08563), bereit für eine kritische Überprüfung durch Kollegen. Man wird sehen, ob auch dieser Mond wieder verdampft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2017)

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