Wie sieht die Arbeitswelt künftig aus?

Neue Arbeitszeitmodelle sollen eine flexiblere, an die verschiedenen Lebensphasen angepasste Berufsgestaltung ermöglichen. Für Studenten ist die klare Trennung der Arbeits- und Freizeitwelt ein zunächst noch wichtigerer Aspekt.
Neue Arbeitszeitmodelle sollen eine flexiblere, an die verschiedenen Lebensphasen angepasste Berufsgestaltung ermöglichen. Für Studenten ist die klare Trennung der Arbeits- und Freizeitwelt ein zunächst noch wichtigerer Aspekt.(c) imago/BE&W (imago stock&people)
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Ein Destillat aus 150 Zukunftsstudien sieht Digitalisierung, Diversität, Dynamisierung und Demokratisierung als vier dominante Trends. Eine Befragung zeigt, wie Kärntner Unternehmer und Studenten diese Entwicklungen sehen.

„Es gibt extrem viele Entwicklungstrends“, sagt Ursula Liebhart. Sie hält seit drei Jahren eine Professur für Personal und Organisation an der FH Kärnten. Um die wichtigsten herauszufiltern, hat sie in mehrmonatiger Recherchearbeit rund 150 Trendstudien mitteleuropäischer Forschungseinrichtungen und Beratungsunternehmen durchforstet.

Alle Beiträge – Studien, Trendbücher, Tagungsberichte oder Interviews – befassten sich mit Thesen, wie sich die Arbeitswelt künftig verändern wird. „Die wichtigsten Trends sind Digitalisierung, Diversität, Dynamisierung und Demokratisierung“, so Liebhart.

Die Betriebswirtin erklärte diese zum Kern ihres 4-D-Modells und befragte rund 200 Manager und mehr als 600 Studenten dazu, was diese für sie bedeuten. Warum ist es wichtig, ein Stück Zukunft vorwegnehmen zu können? Um gut darauf vorbereitet zu sein, so Liebhart. Daher fließen die Erkenntnisse aus der Studie bereits ein, wenn sie Unternehmen berät. „Die Presse“ fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen.

Digitalisierung

„Bei der Digitalisierung standen für die Unternehmen vor allem die erhöhten Sicherheitsanforderungen im Fokus“, erklärt Liebhart. „Wie muss eine zeitgemäße IT-Ausstattung aussehen, wie schule ich meine Mitarbeiter?“ Digitale Kompetenzen werden jedenfalls als Notwendigkeit gesehen. Für knapp die Hälfte der Studenten ist eine moderne IT-Ausstattung auch das wichtigste Kriterium für einen attraktiven Arbeitsplatz. Sie wollen die neuen Technologien aktiv nutzen, um zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten: etwa Skype, Virtuelle Realität oder Cloudtechnologien. Wichtig ist ihnen aber auch, dass sie sich mittels digitaler Lernformen weiterentwickeln können. Verlierer der Entwicklung könnten aus Sicht der Unternehmer schlecht qualifizierte Berufsgruppen sein. Sie sind eher gefährdet, den Job zu verlieren als besser Qualifizierte.

Diversität

Die Belegschaften in Unternehmen werden immer vielfältiger. Mehr als 83 Prozent der Unternehmer halten daher eine maßgeschneiderte, an den Bedürfnissen des Einzelnen und seiner momentanen Lebensphase ausgerichtete Personalpolitik für wichtig. Demnach gilt es, Generationen mit ihren Werten und Einstellungen zu managen – und junge Mitarbeiter mit anderen Wertewelten gut zu integrieren. Die Zusammenarbeit der Generationen ist für die Studenten aber erst der zweitwichtigste Aspekt. Für sie steht die Gleichberechtigung von Männern und Frauen an erster Stelle – allerdings ist diese den weiblichen Befragten weit wichtiger als den männlichen: Rund 53 Prozent der Studentinnen finden das am wichtigsten, allerdings nur 19,4 Prozent der Studenten.

Dynamisierung

„Die Arbeitswelt wird flexibler in Hinblick auf Zeit, Ort und auch auf die Beschäftigungsverhältnisse“, sagt Liebhart. Als Antwort darauf finden die Unternehmer, dass mehr auf die Gesundheit der Mitarbeiter geachtet werden müsse. Nicht nur Arbeitszeitmodelle, auch Organisationsstrukturen sollen flexibler werden. Eine an die verschiedenen Lebensphasen angepasste Berufsgestaltung kommt für die Studierenden wiederum erst an zweiter Stelle. Für sie ist eine klare Trennung der Arbeits- und Freizeitwelt der wichtigste Aspekt.

Demokratisierung

Selbst- und Mitbestimmung werden für Arbeitnehmer immer wichtiger. Diese wollen die meisten Firmen auch stärker in ihrer Unternehmenskultur verankern. In der Befragung halten sie transparente und partizipative Kommunikationsprozesse jedenfalls für bedeutsam. Das entspricht auch den Wünschen potenzieller künftiger Mitarbeiter. Für mehr als ein Drittel der befragten Studenten ist selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Arbeiten zentral – je mehr Berufserfahrung sie bereits haben, desto wichtiger ist es für sie.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2017)

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