Roboter auf Putzpatrouille im Supermarkt

Roboterstaubsauger
Roboterstaubsauger(c) imago/STPP
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Roboter könnten in Einkaufszentren oder auch auf Flughäfen bald die Bodenreinigung übernehmen. Ein EU-Projekt zeigt das Potenzial autonom fahrender Putzmaschinen. Den Putzplan erstellt aber weiterhin der Mensch.

Sie haben längst Wohnzimmer und Garten erobert, saugen Staub oder stutzen den Rasen. Auch optisch machen diese Roboter meist eine gute Figur. „Dagegen erinnert unser Prototyp mehr an Mad Max“, schmunzelt Georg Halmetschlager-Funek. Das sonderbare, im Laborlicht matt glänzende Gebilde aus Stahlblech bringt nämlich 150 Kilo auf die Waage. Bald schon soll es Industrie- und Supermarktböden ohne großes Zutun des Menschen säubern. Erste Tests bestand der Roboter aus dem EU-Projekt Flobot jedenfalls mit Bravour. „Er fuhr eine definierte Putzstrecke fehlerfrei ab“, erzählt der Roboterforscher der TU Wien.

Konzipiert ist der auf drei Rädern fahrende Reinigungsroboter, um Böden in Supermärkten, Flughäfen oder Industriebetrieben zu säubern. Dort sind heute großteils vom Menschen bediente sogenannte Nachläufer- oder Aufsitz-Scheuersaugmaschinen im Einsatz. Die Maschinen führen einen Reinigungsmitteltank mit. Bürsten lösen den Schmutz, dieser wird als Brühe eingesaugt und abtransportiert.

Auch bei Flobot setzt man auf das Konzept des Scheuersaugens. Reinigungsdienstleistungen, so die Überlegung, werden durch Automatisierung erschwinglicher. Das soll neue Nachfrage wecken. Putzpläne erstellen, die Maschine warten und schwer zugängliche Stellen säubern soll Aufgabe des Menschen bleiben. Der norditalienische Reinigungsmaschinenbauer Fimap entwickelte und fertigte die Reinigungsmaschine mitsamt aller Aggregate und Behälter in nur einem Jahr. Der Prototyp aus Stahl biete „leichteren Zugang für Adaptionen“, heißt es im Projektteam. Das fertige Produkt wird aus Kunststoff bestehen.

Zigarettenstummel ändert alles

Dem Roboter das Sehen beizubringen, war Aufgabe des Instituts für Automatisierungs- und Regelungstechnik der TU Wien. Wie oft muss der Roboter im Kassenbereich putzen? Wann bei der Wursttheke? „Die dafür nötigen Informationen holt der Roboter über eine Kamera, die 30 Bilder pro Sekunde aufnimmt, ein“, sagt Georg Halmetschlager-Funek. Gefilmt und mit einem Algorithmus einstudiert werden allerdings nicht die zahllosen Arten von Verschmutzung. Die Wiener richten ihr Augenmerk auf die Böden.

Eine Aufnahme des Bodens wird dabei automatisiert in Hunderte kleinere Einzelausschnitte zerlegt. Bei jedem finden eine Analyse der Farb- und Grauwerte sowie eine Kantenerkennung statt. Sind die Werte ident, liegt keine Verschmutzung vor. „Ein Zigarettenstummel verändert die Kantenverteilung im Modell dagegen deutlich“, erklärt Simon Schreiberhuber von der TU Wien.

Je höher das ermittelte Schmutzaufkommen, umso eher wird der Roboter die Bürste anwerfen. Die Kamera dient zudem der Erkennung von Objekten und Personen – ein Spezialgebiet der ebenfalls beteiligten Universität Lincoln. Exakte Abstandsinformationen liefern wiederum die Tiefensensoren. Wo eigentlich genau zu putzen ist, verinnerlicht der Roboter beim einmaligen Abfahren der Halle per Lasersensor.

Laserzaun stoppt die Maschine

Seine Feuertaufe bestand der Prototyp bereits im vergangenen Juni im französischen Toulouse. In einer Tiefgarage des Softwareherstellers Easymile absolvierte er, noch per Laptop aktiviert, eine U-Kurve. Mittlerweile gibt es dafür ein Bedienpaneel. Auch die Anwendungsszenarien werden immer konkreter. So könnten etwa im gemeinsamen Funknetz mehrere Reinigungsroboter im Verbund fahren.

Durchgespielt wurden zudem mehrere Sicherheitssysteme. Denkbar: auf den Boden projizierte Fahrtrichtungspfeile oder ein „Sicherheitszaun“ aus Laserlicht, der bei Überschreiten einen Maschinenstopp einleitet. Im Februar gehen die Tests in einem Mailänder Supermarkt weiter. Zur Rushhour wird er dort allerdings wohl noch nicht putzen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2018)

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