Krieg mit Giften: Des Teufels Chemie

Hinter diesen Masken suchten im Ersten Weltkrieg (von links nach rechts) US-Amerikaner, Franzosen, Briten und Deutsche Schutz.
Hinter diesen Masken suchten im Ersten Weltkrieg (von links nach rechts) US-Amerikaner, Franzosen, Briten und Deutsche Schutz. (c) REUTERS (Handout .)
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Seit mehr als 100 Jahren werden Kriege auch mit Giften geführt. Daten über Langzeitfolgen gibt es nicht. Nun kommen erste aus dem Iran.

An einem kalten Morgen im September 1987 steuerte der 18-jährige iranische Soldat Seyed Naser Emadi einen Landrover ein paar Stunden lang von einem Schlachtfeld zu einem Hospital, er transportierte verletzte Kameraden, die husteten und erbrachen sich. Sie fröstelten auch, deshalb schloss Emadi die Fenster. Nun breitete sich aus den Uniformen der Verletzten ein Gestank nach Senf aus, von dem auch ihm übel wurde, er schaffte es doch zum Hospital. Dort tropfte ihm aus einer Blase am Arm eines Kameraden etwas auf die Hand, bald bildete sich auch dort eine flüssigkeitsgefüllte Blase.

Emadi, heute Dermatologe an der Medizin-Uni Teheran und Mitglied der Ärzte ohne Grenzen, berichtete auf einem Treffen derer, die überlebten, womit die Truppen Saddam Husseins sie bei der Invasion des Iran eingedeckt hatten: Senfgas. Es war dessen erster Einsatz in diesem Krieg, bald folgten die Nervengase Sarin und Tabun: Insgesamt hat der Irak – nach eigenem Eingeständnis – 1800 Tonnen Senfgas „konsumiert“, 600 Tonnen Sarin und 140 Tonnen Tabun. Auch die eigenen Bürger schonte Saddam nicht, 1988 starben in Halabja 5000 Kurden an Senfgas, 7000 überlebten.

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