Alles im Takt?

Die Sonne befindet nicht nur über die Stunden, sie ist auch beim großen Rhythmus des Klimas dabei, und beim kleinen der Zellen.
Die Sonne befindet nicht nur über die Stunden, sie ist auch beim großen Rhythmus des Klimas dabei, und beim kleinen der Zellen.REUTERS
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Wir unterliegen unzähligen Rhythmen, viele übersteigen unsere Wahrnehmung. Sie bestimmen die ganz große Geschichte und unsere alltägliche.

Elende‘, kreischte ich: ,Verstellt euch nicht länger! Ich gestehe die Tat! Reißt die Dielen auf! Hier schlägt es – hier! –, sein gespenstisches Herz!‘“ Da hat einer seinen Nachbarn erschlagen, zerstückelt und in der Wohnung versteckt, das Verbrechen war perfekt, die Polizei schöpft am Tatort keinerlei Verdacht. Nur der Täter hört etwas, „einen dumpfen Ton, wie das Ticken einer Uhr, die in Watte gehüllt ist“, es wird immer lauter, aber die Polizisten tun so, als hörten sie es nicht, das treibt ihn in den Wahn und das Geständnis. So steht es in „The Tell-Tale Heart“ von Edgar Allen Poe, und wer sich in die Lektüre vertieft, hört bald sein Herz so laut wie der Mörder das seine. Das schlägt einen uns vertrauten Takt, um die 70 Mal in der Minute, wir spüren es allerdings nur dann, wenn es in Aufregung gerät oder ins Stottern.

Und viele Rhythmen spüren wir überhaupt nicht, obwohl wir unzähligen unterworfen sind. Manche überfordern unsere Wahrnehmung – Gehirnwellen oszillieren im Millisekundenbereich –, an andere reicht unser Erfahrungshorizont nicht heran: Alle 41.000 Jahre neigt die Erde ihre Achse, alle 95.000 Jahre weitet sich ihre Kreisbahn zur Ellipse. Das kommt von der Himmelsmechanik, der Serbe Milutin Milanković hat es 1941 formuliert, nach ihm wurden die Zyklen benannt, sie machen die Erde klirrend kalt und wirtlich warm, schlagen den Eiszeiten den Takt. Dem Leben auch? Bisher gab es nur einen Hinweis, bei Säugern vor 24,5 bis 2,5 Millionen Jahren: Für diese Zeit ist die Geschichte der Nager in Spanien gut dokumentiert, das Verschwinden alter und das Erscheinen neuer Arten. Es folgt Milanković, Jan van Dam hat es gezeigt (Nature 443, S. 687).

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