Neue Hoffnung auf Tierorgane für Menschen

Die Idee, Organe von Tieren als Transplantate für Menschen zu verwenden, ist alt, vor 50 Jahren versuchte man es mit Herzen von Schimpansen.
Die Idee, Organe von Tieren als Transplantate für Menschen zu verwenden, ist alt, vor 50 Jahren versuchte man es mit Herzen von Schimpansen.(c) REUTERS (ABHISHEK CHINNAPPA)
  • Drucken

Paviane mit von Schweinen transplantierten Herzen lebten lang.

Könnte man damit leben, wenn man ein Stück Schwein in sich hätte, nicht periodisch im Magen/Darm, sondern immer und im Zentrum des Lebens, im Herzen? Die Idee, Organe von Tieren als Transplantate für Menschen zu verwenden, ist alt, vor 50 Jahren versuchte man es mit Herzen von Schimpansen. Die Patienten starben rasch, das Immunsystem reagierte mit „hyperaktiver Zurückweisung“.

In den 80er-Jahren nahm man einen neuen Anlauf, mit Organen von Schweinen, die man gentechnisch so verändert hatte, dass das Immunsystem sie nicht so stark zurückwies, dazu hatte man Zucker an Zellmembranen verändert. Zu dieser Zeit aber kam ein neues Problem: HIV. Das Retrovirus war in Afrika von Schimpansen auf Menschen gekommen – vermutlich auf Jäger –, und auch Schweine haben Retroviren, diese dürfen keinesfalls in Transplantatorganen sein. Dieses Problem wurde später mit Crispr gelöst, es gibt mindestens eine retrovirenfreie Schweineherde. (Alternativ hat man aus menschlichen Zellen in Schweinen menschliche Herzen wachsen lassen.)

Dann zeigte sich das nächste Problem: Auch solche Transplantate zogen in Versuchen an Pavianen das Immunsystem auf sich, schwächer, aber doch so, dass die Tiere maximal 57 Tage überlebten, obwohl auch sie Medikamente zur Dämpfung des Immunsystems erhielten, die man Menschen nie geben könnte. Nun haben Ärzte um Bruno Reichart (München) einen Weg gefunden, auch dieses Problem zu lindern, mit Medikamenten und einer herzschonenden Transplantationstechnik (Nature 5. 12.): Versuchstiere überlebten 195 Tage. (jl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.