Der Erste Weltkrieg verhalf Erdöl zum Durchbruch

Bundesarchiv, Bild 183-P1013-316 / CC-BY-SA 3.0
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Ein Sammelband nimmt die ökologischen Dimensionen des Krieges in den Fokus.

Mit Dampfrössern, Kohlefregatten, Mulis und Pferden zogen die Soldaten in den Ersten Weltkrieg. Doch schon bald sollten sie auch Panzer, Flieger und U-Boote benutzen. Eine „Energiewende“ hin zum Erdöl machte diese moderne Art der Kriegsführung möglich. Das berichten Umwelthistoriker in einem von Martin Schmid von der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien mitherausgegebenen Buch über die Umweltgeschichte des Ersten Weltkriegs („Environmental Histories of the First World War“, Cambridge University Press, 2018, 320 S., 29,99 Euro).

Dass Österreich und Deutschland kaum Erdöl hatten, trug zu ihrer Unterlegenheit bei. Der Erdölboom, so schränken die Wissenschaftler ein, habe jedoch nur einen marginalen Einfluss auf den Ausgang der Kämpfe gehabt.

Kein Erdöl, keine Panzer

Erdöl kann durch Bohrungen mit weniger Aufwand und rascher aus dem Untergrund extrahiert werden als Kohle aus Minen. Dazu braucht es weniger Arbeiter – sprich, für die Kriegsführung standen mehr Soldaten zur Verfügung. Zudem ist Erdöl besser transportierbar und hat einen höheren Energiewert als Koks. Das Buch lotet die bislang vernachlässigten ökologischen Dimensionen des industriellen Krieges aus. Die Autoren zeigen, wie der Erste Weltkrieg enorme Umweltveränderungen mit sich brachte - darunter die Zerstörung ländlicher und städtischer Umgebungen sowie die Vernichtung von Agrarlandschaften, die zu einer weit verbreiteten Hungersnot führte.

Die Panzer und U-Boote der Mittelmächte rund um Deutschland und Österreich-Ungarn standen zum Teil aus Treibstoffmangel still. Schließlich gaben sie es auf, neue zu bauen, weil sie kein Öl mehr gehabt hätten, um sie anzutreiben. Im Gegensatz dazu stand der Entente von England, Frankreich und Russland spätestens seit dem Kriegseintritt der USA im April 1917 fast unbegrenzt Erdöl zur Verfügung. (APA/cog)

Publikation: Richard P. Tucker, Tait Keller, J. R. McNeill, and Martin Schmidt (Hg.): "Environmental Histories of the First World War". Cambridge University Press

Environmental Histories of the First World War
Environmental Histories of the First World WarCambridge University Press

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2019)

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