Schmales Becken als Erektionshilfe?

NHM Wien-WissenschafterInnen erforschen, wie S�ugetierbecken neues Licht auf menschliche Geburtsprobleme werfen k�nnen
NHM Wien-WissenschafterInnen erforschen, wie S�ugetierbecken neues Licht auf menschliche Geburtsprobleme werfen k�nnen(c) Magdalena Fischer (Magdalena Fischer)
  • Drucken

Forscher des Naturhistorischen Museums Wien prüfen neue Theorien zur Evolution der weiblichen Anatomie.

Die Geburt ist für Menschen ein Risiko: Im Verhältnis zur Kopfgröße des Fötus ist das weibliche Becken relativ schmal, nicht selten kommt es zu Komplikationen, die einen Kaiserschnitt notwendig machen. Aus evolutionärer Sicht scheint das auf den ersten Blick absurd, eigentlich müsste die Veranlagung für schmale Becken längst aus dem menschlichen Genpool verschwunden sein.

Es sei denn, sie verleiht ihren Trägerinnen einen erheblichen Vorteil - lange Zeit sah man diesen im erleichterten aufrechten Gang. Empirische Belege dafür gebe es aber kaum, betonen Forscher des Wiener Naturhistorischen Museums (NHM). In einer kürzlich veröffentlichten Studie (American Journal of Human Biology, 27. 2.) haben sie eine neue mögliche Erklärung für das Phänomen gefunden.

Hypothese wird an Fledermäusen überprüft

"Ein starker Beckenboden - der durch ein schmales Becken begünstigt wird - trägt eventuell zur männlichen Erektion, einem Merkmal von offensichtlicher Bedeutung für die Reproduktion, und somit auch zur evolutionären Fitness bei. Es wäre also möglich, dass die Selektion für ein schmales Becken primär über das männliche Geschlecht wirkt und eine Verbreiterung des weiblichen Beckens so lediglich indirekt verhindert wird", meint Frank Zachnos, Leiter der Säugetiersammlung des NHM und Koautor der Studie.

Eine weitere Theorie zufolge würde ein zu breites Becken die aufrecht gehende Schwangere durch das Gewicht des Fötus und der inneren Organe anfällig für Inkontinenz und Organabsenkung (Prolaps) machen – auch das würde ein schmales Becken evolutionär begünstigen.

Diese Hypothese wollen die Forscher nun an Fledermäusen überprüfen – manche der über 1000 Arten mit äußerst unterschiedlichem Flug- und Ruheverhalten bringen die im Verhältnis zur Mutter größten Neugeborenen aller Säugetiere zur Welt (ihr Gewicht kann bis zu 45% desjenigen der Mutter betragen, beim Menschen sind es nur etwa 5%).  Eventuell ist das durch einen sanften Flugstil und die kopfüber hängende Ruhehaltung möglich, was den Druck auf den Beckenboden verringert. (däu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.