Warum Sitcoms nie ohne Gelächter gesendet werden

Szene aus der auf ORF ausgestrahlten Sitcom "How I Met Your Mother".
Szene aus der auf ORF ausgestrahlten Sitcom "How I Met Your Mother".(c) APA (ORF)
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Das Lachen anderer bestimmt, wie witzig wir einen Witz finden. Das gilt auch für Menschen mit leichtem Autismus.

Was ist das am dünnsten besiedelte Land? Kanada, denn dort ist keiner da. Nein, das ist kein guter Witz, das ist, was man auf Englisch einen „Dad Joke“ (oder weniger sexistisch einen „groan-worthy joke“) nennt.

Solche Witze – etwa: „Which state has the smallest drinks? Mini-soda!“; oder: „How do you call a deer with no eyes? No idea!“ – erzählten Neurowissenschaftler um Sophie Scott (University College London) ihren Testpersonen. Und dann fragten sie diese, wie lustig sie die Witze finden. Vorgetragen wurden die Witze von professionellen Komikern, dem Vortrag folgte manchmal – wie in TV-Sitcoms üblich – ein Lachen aus der Konserve, im Studio von sechs Personen produziert. Dabei wurden zwei Arten von Gelächter verwendet: gespieltes Lachen, das die sechs Personen auf Geheiß hervorgebracht hatten, und spontanes Lachen, das man ihnen mit heiteren Videos (nicht mit Dad Jokes) entlockt hatte.

Spontanes Lachen wirkt besser

Lachen ist ja durchaus nicht nur eine individuelle Reaktion auf Komik, sondern ein soziales Verhalten: Es erzeugt Gemeinschaft, und es drückt Gemeinschaft aus. Schon Babys hören aus dem Lachen von Erwachsenen, ob diese miteinander befreundet sind. Erst recht können wir alle spontanes und gespieltes Lachen unterscheiden. Dieser Unterschied prägt auch, wie witzig wir einen Witz finden. Das ergab der Versuch der Londoner: Die Testpersonen bewerteten Witze mit angehängtem gespielten Lachen als weniger witzig als solche, denen spontanes Lachen folgte, aber witziger als Witze ohne Lachen.

Es hat also seinen Sinn, dass alle Sitcoms bereits mit Lachen nach den Pointen präsentiert werden. Und es ist entscheidend für den Erfolg, wie natürlich das Lachen klingt. „Schon Lachen aus der Konserve steigert die Wirkung einer Comedy“, sagt Sophie Scott: „Aber eine bessere Wirkung erzielt man durch echtes Lachen. In Shows wie ,Friends‘ hat man das schon berücksichtigt: Sie werden live vor Publikum aufgenommen, und im Zug der Bearbeitung wird das echte Lachen nach manchen Pointen verstärkt.“

Menschen mit Autismus tun sich mit emotionaler Kommunikation im Allgemeinen schwerer als andere. So lag es nahe zu untersuchen, ob das auch fürs Lachen gilt. Und so nahmen die Forscher in ihr Sample auch leichte Autisten und Personen mit Asperger-Syndrom (einer leichteren Form des Autismus). Überraschenderweise reagierten diese ganz ähnlich auf die beiden Formen des Lachens wie andere Teilnehmer, nur ein Unterschied war signifikant: Sie bewerteten alle vorgetragenen Witze besser. Das könnte daran liegen, dass den Autisten weniger bewusst ist, dass die Dad Jokes uncool sind, schreiben die Forscher in Current Biology (22. 7.). Oder sind die Autisten – aus Erfahrung – eher bemüht, lustig zu finden, was angeblich andere lustig finden? Da werden die Forscher wohl noch mit anderen, besseren Witzen experimentieren müssen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2019)

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