Finanzkrise: Wie Blasen entstehen

Ein START-Preis ermöglicht dem Innsbrucker Ökonomen Michael Kirchler umfangreiche Laborexperimente.

Eines der erstaunlichsten und bedrohlichsten Phänomene, die im Zuge der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise prominenten Platz in der öffentlichen Diskussion eingenommen haben, sind Preisblasen. Man fragt sich, was Menschen dazu bewegt, emsig dem Trend zu folgen und bei bei starken Kursanstiegen mitzumachen, ohne dabei zu bedenken, dass die Preise vielleicht schon viel höher sind, als es von Fundamentaldaten und der „Realwirtschaft“ gedeckt ist.

Natürlich fragen sich das auch Wirtschaftsforscher, sie haben durch die „experimentelle Ökonomie“ seit einigen Jahren auch ein Werkzeug, um herauszufinden, warum sich Menschen wie verhalten und wodurch diese Entscheidungen beeinflusst werden. An der Uni Innsbruck hat sich das österreichische Zentrum für solche Studien gebildet – und dort arbeitet einer der heurigen START-Preisträger, Michael Kirchler. „Wir untersuchen unter anderem, inwiefern sich die Anreizsysteme von Finanzmarktteilnehmern auf die Markteffizienz und Blasenbildung auswirken“, erläutert er. Gerade Bonussysteme sind ein starker Antrieb für Händler und beeinflussen das kollektive Risikoverhalten.


Tests. Daher werden nun Experimente mit alternativen Anreizsystemen durchgespielt. Dabei sitzen die Versuchspersonen – meist Studenten – in einem Labor und „spielen“ am Computer Börse: Sie müssen Entscheidungen treffen, durch die kontrollierte Laborsituation lässt sich sehr genau eruieren, welche Maßnahme zu welchen Verhaltensänderungen führt.

Was passiert etwa, wenn man die Boni reduziert? Oder was geschieht, wenn die Händler teilweise an den Verlusten beteiligt werden? Welche Rolle hat Überoptimismus? Und wie können Märkte besser gestaltet werden? Etwa durch das Verbot von Leerkäufen oder die Einführung einer Finanztransaktionssteuer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.06.2012)

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