Warum niesen viele Menschen gleich zweimal oder öfter?

Es gibt viele verschiedene Gründe für den Niesreiz.

Winterzeit ist Schnupfenzeit. Aber was passiert eigentlich, wenn wir niesen? Warum niest man oft nicht nur einmal? Und: Was weiß die Wissenschaft über Schnupfenviren?

„Zum Wohl“, „Gesundheit“ oder „Helfgott“ – das hört man im Winter öfter, wenn es jemanden „zerreißt“. Der Grund ist nicht immer eine Verkühlung oder eine Infektion. Im Winter werden die Straßen gestreut, es wird geheizt. „Es gibt eine stärkere Staubbelastung, die feinen Partikel reizen die Nasenschleimhaut“, sagt Harald Kessler vom Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin der Med-Uni Graz. Der Körper befreit sich so von den Fremdstoffen. Es gibt also auch einen „gesunden“ Schnupfen.

Aber auch Pollen, sehr helles Licht oder das „Schnupfen“ von Tabak oder Kokain können in der Nase kitzeln. Dann werden die Enden des zweiten Asts des Nervus trigeminus, eines Hirnnervs, der weite Teile des Kopfes erreicht, gereizt. Luft wird rasch eingeatmet, kurz angehalten, dann ziehen sich Muskeln in Bauch und Brust zusammen. Anschließend stößt der Körper die Luft explosionsartig wieder aus. Ist die Nasenschleimhaut – vor allem zu Beginn eines Schnupfens – entzündet und daher empfindlicher, muss man gleich mehrmals niesen.

Ob einmal oder öfter: Eine Tröpfchenwolke – ähnlich einem Spray – verteilt sich mit bis zu 160 km/h im Umfeld. „Größere Tröpfchen bleiben im Umkreis von etwa einem Meter, kleine Tröpfchen fliegen bis zu drei Meter weit“, so Kessler. Ist der Schnupfen infektiös, steckt man so mitunter seine Mitmenschen an.

Mit Medikamenten behandeln kann man übrigens nur die Symptome des Schnupfens: Es gibt zu viele Rhinoviren, sie sich zu stark unterscheiden. In seiner Forschung sucht Kessler nach Methoden, das Genom eines Virus möglichst rasch zu erkennen. So könnten Erkrankungen der Atemwege, etwa bei vorbelasteten Kindern mit Immundefekten, rascher behandelt werden.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2015)

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