Was passiert bei einem Déjà-vu im Gehirn?

Was passiert bei einem Déjà-vu im Gehirn?
Was passiert bei einem Déjà-vu im Gehirn?(c) imago/StockTrek Images (imago stock&people)
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Wenn der Gedächtnisabruf im Temporallappen nicht akkurat funktioniert, kommt uns eine völlig neue Situation bekannt vor.

Oft haben Menschen das Gefühl: Hey, das habe ich schon erlebt! Meist ist so ein Déjà-vu unheimlich, denn man weiß, dass diese Situation noch nie vorher da war. Nicht alle Leute kennen das, aber bis zu 97 Prozent der Personen geben in Studien an, mindestens einmal im Leben schon ein Déjà-vu gehabt zu haben. „Das ist ein Gedächtnisabruf, der nicht hundertprozentig klappt“, erklärt Manuel Schabus, der das Labor für Schlaf- und Bewusstseinsforschung der Uni Salzburg leitet. Das Gehirn ruft Gedächtnisinformation ab und glaubt, dass es den Kontext schon kennt, weil es ähnliche Situationen zuvor erlebt hat. „Das muss nicht immer eine Fehlleistung des Gehirns sein“, sagt Schabus. Es ist sehr sinnvoll, dass das Gehirn Ähnlichkeiten gut erkennen kann. „Es gibt ein unbewusstes implizites Gedächtnis: Das speichert wahnsinnig viel ab, ohne dass wir das wissen.“ Wenn man etwa in einer fremden Stadt die Hotellobby betritt, kann man das Gefühl haben, hier schon gewesen zu sein. „Vielleicht, weil man in einer anderen Stadt schon in der gleichen Hotelkette war. Dann erkennt das Gehirn die Anordnung von Rezeption, Bar und Restaurant als bekanntes Muster und man hat ein Déjà-vu“, erklärt Schabus.

Oft bei Müdigkeit und Stress

Welche Art von Täuschung tritt aber bei den Menschen ein, die kurze Déjà-vus im Alltag erleben, besonders gehäuft, wenn sie erschöpft oder gestresst sind? „Diese Vorahnungen sind auch nichts Mystisches, sondern passieren, wenn der Temporallappen weniger akkurat arbeitet“, so Schabus. Diese Gehirnregion beinhaltet den Hippocampus, wo Gedächtnisinformation temporär gespeichert wird. Ganz vorn im Kopf liegt der präfrontale Kortex, der entscheidet, welche Information ausgelesen wird und welche nicht. Die Interaktion zwischen dem Hippocampus im Temporallappen und dem präfrontalen Kortex passiert ständig. Wenn diese Kombination nicht hundertprozentig passt, wird der Gedächtnisabruf unscharf und der Mensch kann ein Déjà-vu erleben. „Das Gehirn liest mehr bzw. zum Teil falsche Informationen aus, daher glaubt man, das schon einmal erlebt zu haben. Studien zeigen, dass solche Déjà-vus häufiger unter Müdigkeit oder Stress auftreten.“

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