Damals schrieb

Ein gemüthloser Absolutist

Wien, 16. Jänner 1868.

Ein Schweizer, Landsmann des ehemaligen Protocollführers des Ministerraths Herrn Bernhard v. Meyer, hat uns eine berichtigendeMittheilung zukommen lassen, die wir in unserem gestrigen Abendblatte brachten. Wir lassen immerhin gelten, daß dadurch einige Angaben secundärer Art richtiggestellt wurden. Es kann uns jedoch gleichgiltig bleiben, ob der alte Fürst Metternich, ob sein Epigone FürstFelix Schwarzenberg Herrn v. Meyer in den österreichischen Staatsdienst eingeführt hat. Es ist klar, daß, selbst wenn Metternich das gedachte Versprechen ertheilt hätte, der pensionirte Bewohner der Villa am Rennwege dasselbe zu erfüllen sich nicht mehr in der Lage befand. Fürst Felix Schwarzenberg war ein starrer, ziemlich gemüthloser Absolutist, unter dem vielleicht das Concordat nicht zu Stande gekommen wäre, der jedoch sehr danach strebte, die ultramontanen Kräfte zu seinem Vortheile möglichst auszunutzen. Als eine solche geeignete Kraft erschien ihm wahrscheinlich Herr Bernhard von Meyer.

Wenn wir erwägen, daß der Herr Cardinal Fürst Schwarzenberg einen hervorragenden Antheil an dem Zustandekommen des Concordats nahm, daß Fürst Felix Schwarzenberg den härtesten Absolutismus mit der Hilfe von Martial-Gerichten in dem unglücklichen Oesterreich einführte, und daß es abermals ein Schwarzenberg war, welcher Herrn Bernhard v. Meyer die Wege zu einer Anstellung in Wien bahnte, so könnten wir Mehreres sagen, wir beschränken uns jedoch auf die einfache Bemerkung, daß die Schwarzenberge wahrlich nicht vom Schlage der Auerspergs sind, in denen Oesterreich mit Recht eine vorwiegend whigistische Familie verehrt.

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