Verdichtung? Aber bitte mit Stil

Zweimal städtische Nachverdichtung in Graz: gelungene Hauserweiterung, von Wolfgang Feyferlik und Susanne Fritzer . . .
Zweimal städtische Nachverdichtung in Graz: gelungene Hauserweiterung, von Wolfgang Feyferlik und Susanne Fritzer . . . (c) Paul Ott
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Längst ist es das Schlagwort für eine zeitgemäße Stadtentwicklung: Nachverdichtung. Rücksichtsvoll, sorgfältig und klug geplant, kann sie ein Gewinn für jedes urbane Zentrum sein. Ein kleines Beispiel von Feyferlik/Fritzer in Graz zeigt, wie es auch im Großen gehen könnte.

Wachsende Städte lernen aus ihren Fehlern in der Vergangenheit. Zersiedelung und das Bauen auf der grünen Wiese ohne die notwendige Infrastruktur und gut ausgebauten öffentlichen Verkehr in zumutbarer fußläufiger Entfernung sind zum „No-Go“ geworden. Das ist gut so, denn Städte können es sich weder aus ökonomischen noch aus ökologischen Gründen leisten, Wasserleitungen, Kanal und Zufahrtsstraßen auf Kosten der Allgemeinheit für einige Wenige zu errichten. Verdichtung oder Nachverdichtung ergibt Sinn, wenn man das Thema als vielschichtig komplexe Herausforderung sieht, die für jeden Anlassfall und jeden Ort differenziert betrachtet werden muss. Unmittelbar damit verbunden sind Fragen der Erhaltung und Revitalisierung von Bausubstanz und der sorgsamen Konversion, also der Umwandlung der Nutzung, wenn es um ehemaligen Gewerbe- und Industriebau geht.

Als Gebot der Stunde müsste viel öfter die „Cradle to cradle“-Methode mitgedacht werden, die sinnvolle Wiederverwendung von Altmaterial vor Ort, oder auch Rückbau dort, wo zuvor zu viel Boden versiegelt wurde. Grundsätzlich müsste innerstädtische Nachverdichtung bedingen, dass die Kommunen ihrerseits einen Ausgleich schaffen durch die vorausschauende Sicherung von Grünraum, von Flächen für Radwege und für die Pflanzung von Bäumen. Werden verbliebene Brachen und Baulücken verbaut und Villengrundstücke und Obstgärten gerodet, ohne dass Stadtbewohner einen Ausgleich erkennen können, so ruft dies, wie in letzter Zeit vermehrt in Graz, Unzufriedenheit hervor. Das lässt sich an den vielen kritischen Leserbriefen zum Thema in der regionalen Tageszeitung erkennen. Auch wenn fallweise vielleicht Eigeninteressen von Anrainern dahinterstehen, so gehen die Anliegen doch weit darüber hinaus. Beklagt wird der Verlust von Grünraum und Gebietscharakter durch eine Bebauung, die sich einzig nach der Vorgabe maximaler Ausnutzung von Bebauungsdichten entwickelt.

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