In den Gassen des Horrors

Der Historiker Yishai Sarid war einer der begehrtesten Guides in den KZ in Polen. Doch je länger er sich mit dem Holocaust beschäftigte, desto unerträglicher wurde ihm die Erinnerungskultur. „Das Monster“: die Geschichte einer Verwandlung.

Dieser schmale Band entwickelt durch die kühle Präzision der Sprache und die kompromisslose Härte, mit der die ungeheuerlichsten Fakten beim Namen genannt werden, eine beklemmende Intensität. Er ist der Rechenschaftsbericht eines jungen Historikers, der über die Logistik des Holocaust forscht und aus der Rückschau versucht, seinem Vorgesetzten, dem Direktor von Yad Vashem, darzulegen, wie es zu dem Eklat kam, der seine Laufbahn beendete. Es ist die Geschichte einer Verwandlung.

Der Verfasser des Briefes ist ein pragmatischer, nüchterner Mensch, der nicht aus innerem Drang zu seinem Forschungsgegenstand kam, sondern durch Zufall und Karrierestreben, und so schreibt er anfangs trocken: „Mich reizten vor allem die technischen Details der Vernichtung, der Verwaltungsapparat, das Personal, die Methode.“ Sympathisch ist dieser junge Historiker mit seinem Arbeitseifer, seinem Ehrgeiz und seinem Wunsch, dem Vorgesetzten zu gefallen, zunächst ganz und gar nicht. Doch diese Qualitäten bringen ihn rasch voran, und er wird einer der begehrtesten Guides der Konzentrationslager in Polen. Sein Wissen ist umfassend und detailliert, er steht über den Dingen, wird nie emotional. Er führt Jugendgruppen, Schüler, Rekruten, auch einmal einen Minister, er tut es korrekt, „er glänzt durch sein Wissen, aber es fehlt ihm noch an Gefühl und Opferbezug“, wie sein Vorgesetzter einmal anmerkt.

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