Treffer

Das Ohr kann's nicht fassen

Stille im Saal. Millionärspublikum, exorbitanter Eintrittspreis. Endlichkommt auf der Bühne eine Gestalt zum Vorschein, die schier der Unterwelt entstiegen scheint.

Dies Haar(schwarz, pechschwarz) fällt in verzerrten Locken auf die Schultern und bildet einen Kontrastrahmen um das bleiche, leichenartige Gesicht, „auf dem Kummer, Genie und Hölle“, so lesen wir in einer Beschreibung, „ihre unverwüstlichen Zeichen eingegraben haben“. Der Frack und die Weste (schwarz) von allerentsetzlichstem Zuschnitt, dann die Hose (erraten, schwarz) schlotternd um die dünnen Beine. Die langen Arme scheinen noch verlängert, indem unser Mann in der einen Hand die Violine, in der anderen Hand den Bogen gesenkt hält und damit fast die Erde berührt, als er nun vor dem Publikum seine unerhörten Verbeugungen auskramt.

Ist es wahr, was die Welt munkelt: dass der Mann sich dem Teufel verschrieben hat, mit Leib und Seele, Haut und Haar, um Millionen zu erspielen? Er stammt aus Genua, ist der Sohn eines Hafenarbeiters, seine internationale Karriere hat er in Paris begonnen. Nun gibt er im Hamburger Komödienhaus ein Konzert. Und ein deutscher Dichter beschreibt den Auftritt dieser schauerlich bizarren Erscheinung – in einer Novelle, die Fragment geblieben ist.

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