Hellers Lieder: Unter an Himml voi Schädlweh

Eine Wiener Popmusik, die von Ferdinand Raimund ebenso ausgeht wie von Bob Dylan: Immerhin 16 Alben hat André Heller von 1970 bis 1989 vorgelegt. Eine Wiederentdeckung lohnt sich, beispielsweise dieser Tage, zu seinem 70. Geburtstag.

Ende Jänner geriet ich in eine seltsame Diskussion. Ein Fernsehstandbild von André Heller und Hubert von Goisern, gepostet auf der Facebook-Seite eines Kollegen vom Jugendradio, produzierte eine Welle von Postings, deren Tendenz mich ärgerte. Das Bild zeigte die beiden Herren, die auf der Parlamentsgalerie der Amtseinführung des neuen Bundespräsidenten beiwohnten, der Fernsehkommentar hatte sie offenbar als „Repräsentanten der österreichischen Kulturszene“ ausgewiesen – was der Kollege als Erklärung zum Bild zitierte. Darunter ging es dann los: „Darum beneidet uns die Welt!“, konstatierte einer, eine Kollegin vom Fernsehen echauffierte sich über Hellers „Pose“ (Heller sah einfach zu); dass von Goisern aussehe wie Professor Snape in den Harry-Potter-Filmen, war vergleichsweise nett. Bewusst oder unbewusst war sich hier eine Community einig, dass man diese uncoolen Herrschaften nicht mochte.

Freilich, der Kollege postet sonst viele unterhaltsame Memes und widmet sich beim Jugendradio der Austropoppflege in ihrer Lagerfeuer-Spielart. Durchaus verdienstvoll, aber seine Community kennt André Heller wohl nur als Spektakelimpresario und Massenunterhalter, vielleicht noch als Vater des Musikers Left Boy. Hellers politisches Engagement erscheint vermutlich als Wichtigmacherei, mit dem er sein Image aufpolieren möchte. Ob sich die Diskussion anders entwickelt hätte, wären die Teilnehmer mit dem musikalischen Werk von André Heller (immerhin 16 Alben von 1970 bis 1989) vertraut, lässt sich schwer beurteilen. Die Diskussion hatte, wie so oft, ihren Spin entwickelt, hier konnte man nur mehr mit dem Rudel heulen. Ich selber hatte in der Diskussion auch eine Textzeile aus Hellers Liedwerk gepostet: „Wovon er lebte, wusste niemand wirklich, nur wofür: für eine Welt, in der die eigne Freiheit stets auch die des andren ist.“

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