Spurensuche in Lemberg: Einmal Vater und zurück

Es hat lange gedauert, bis ich michendlich auf die Suche nach den Wurzeln meiner Vorfahren gemacht habe. Über verwischte und reale Grenzen: meine Fahrt nach Lemberg und in die Karpaten.

Die Villa meiner Großeltern in einem grünen Bezirk von Lemberg könnte genauso auch in Wien-Döbling stehen. Nur der kupferverkleidete Turm ist ziemlichramponiert, auch die Fenster und das Stiegenhaus sollten dringend renoviert werden. Ein seltsames Gefühl macht sich bei mir breit: In dieser Villa ist mein Vater Boris gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Igor aufgewachsen. Durch das grüne Gartentor ist er zur nahen Straßenbahn-Endstation gegangen, vorbei an der Art-déco-Villa des ukrainischen Malers Iwan Trusch, die heute ein Museum beherbergt.

Mein Vater hat hier bis zu seinem 18. Jahrgelebt, dann in Wien an der Technischen Universität Maschinenbau studiert. Vor der Roten Armee ist kurz darauf die gesamte Familie aus Lemberg – ukrainisch Lviv – nach Wien geflüchtet: Die Villa war bereits beschlagnahmt, die Großeltern mussten im Keller wohnen. Damals hätten ihnen allein wegen des Umstands, dass sie wohlhabend waren, auch Haft oder Deportation nach Sibirien gedroht. Zum Glück gelang ihnen die Ausreise mit ein paar Habseligkeiten zu Verwandten nach Wien.

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