Mozart, Mickey, Maßkrug

„World of Souvenirs“, „Mostly Mozart“, „Planet Vienna“ und wie sie alle heißen: Immer mehr Souvenirläden beherrschen das Bild der Wiener City und verändern ihren Charakter nachhaltig – keineswegs zum Besseren. Ein Lokalaugenschein.

Es ist etwas los in der „World of Souvenirs“. Während sich die gläubigen Wiener Bürger im Stephansdom versammeln, drängen sich direkt gegenüber die Touristen in einem Supermarkt der eigenen Art. Am Eingang hängen indisch aussehende Schals aus Kunstfaser, daneben Hauben und Handschuhe desselben Materials mit Norwegermuster und Rentieren drauf sowie Glitzerhandschuhe, deren wahre Leuchtkraft sich wohl erst in der Disco eröffnet. „Typisch Wiener Waren werden sie bei uns nicht finden“, sind sich zwei Verkäufer nach einer kurzen Diskussion einig und kommunizieren das dem Kunden in rudimentärem Deutsch.

Tatsächlich haben die knalligen Kinderdirndln weder vom kulturellen Erbe noch von den Werkstätten, aus denen sie stammen, Wien- oder zumindest Österreich-Bezug. „Made especially for the EU“ liest man auf dem Etikett eines giftgrünen Kinderfilzhutes. Die Fantasiemarke nennt sich Kitzo – in Anspielung auf einen Tiroler Ort ähnlichen Namens. Und auch die leinenen Tischläufer, Topflappen und Brotkörbchen mit Edelweiß- und Trachtenpärchen-Motiven haben nichts mit der jahrhundertelangen Wiener Web- und Nähtradition zu schaffen: „made in Italy“. Bloß die goldenen Klimt-Devotionalien in einer Auslage – Kochschürze, Regenschirm und Rundum-Nackenpolster für den Heimflug – nehmen Bezug zu einem großen Sohn der Stadt, ob in seinem Sinn, sei dahingestellt.

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