Epilog auf der Erde

Der Priester und Religionssoziologe Adolf Holl hat durch seine geistreichen Provokationen gegen die Kirche weit über Österreich hinaus Bekanntheit erlangt. Aus der Biografie „Holl. Bilanz eines rebellischen Lebens“.

Am 13. Mai 610 nach Christus widmete Papst Bonifatius IV. in Rom einen Tempel, der den Heiden als Pantheon gedient hatte, zur katholischen Kirche um. Das Gotteshaus wurde auf den Namen Sancta Maria ad Martyres, also der heiligen Maria und den Märtyrern, geweiht. In der Folge feierte die Christengemeinde diesen Kirchweihtag als Tag „aller Heiligen“.

Obwohl an einem 13. Mai geboren, ist aus Adolf Holl kein Heiliger geworden, wie sein Beichtvater es sich gewünscht hätte. Dazu war Holl zeitlebens viel zu neugierig, ein Forschender, stets auf der Suche, keiner, der gefunden hat. So ist aus ihm allerlei anderes geworden: Priester, Gelehrter, Rebell, Journalist, Talkmaster, Schriftsteller, Vordenker. Holl hat die ideengeschichtlichen Umbrüche seiner Zeit nicht nur durchlaufen,sondern durchlebt. In seiner Kindheit ist er in eine archaisch heidnische Welt eingetaucht, während seiner Adoleszenz in eine mittelalterlich katholische, in seiner Lebensmitte in eine aufklärerisch dekonstruktivistische und zuletzt in eine abgeklärt retrospektive. Holl hat im Sinne Kierkegaards im Blick nach vorne gelebt, das Leben aber in der Rückschau verstanden. Sein geistiger Flug durch weltgeschichtliche Zeitalter hat sein Leben zugleich extrem gedehnt und verdichtet. „Du lebst wie einer, der keine Zeit zu verlieren hat“, sagte seine Lebensgefährtin einmal zu ihm. Das hat einen besonderen Menschen aus ihm gemacht.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.