Sanfte Worte sind zu wenig

Ein geschlossener Kindergarten, 1000 Unterschriften und keine Kommunikation. Wenn aus drei Pfarren eine Pfarre wird: Anmerkungen zur Strukturreform der römisch-katholischen Kirche – an einem Fallbeispiel aus Wien.

Die römisch-katholische Kirchesteckt in der Krise, nicht nur wegen der Missbrauchsskandale. Die Strukturkrise manifestiert sich konträr zu den sanften Worten der Kirchenoberen. Kardinal Schönborn mahnte bei der jüngsten Diözesanversammlung, die Kirche möge wachsam für die Nöte der Menschen sein. Das Gegenteil geschieht, wie die abrupte Schließung des Pfarrkindergartens in der Klosterneuburger Straße im 20. Wiener Gemeindebezirk zeigt.

80 Kinder aus 25 Nationen und deren Familien haben Ende August mit dem Kindergarten ihren Ort der Gemeinschaft und Geborgenheit verloren, weiters zwölf Frauen ihre Arbeitsplätze. Mehr als 1000 Protestunterschriften der Kirchenbasis sind seit Ende Juli bei der Leitung der Erzdiözese Wien eingelangt. Gefordert wird die Bewahrung des Kindergartens und die Selbstständigkeit der Pfarre „Muttergottes im Augarten“, die den Kindergarten seit fast 70 Jahren betreibt. Der Hintergrund: Durch die „Strukturreform“ in der Erzdiözese wurde die Pfarre Teil einer Großraumpfarre im 20. Bezirk. Ihre Finanzhoheit musste sie an diese „Pfarre neu“ abtreten. Das betrifft auch den Kindergarten, den die neuen Zuständigen mit Billigung der Erzdiözese zusperrten. Eine Konfliktgeschichte – und Ausläufer eines Königsmordes vor mehr als 200 Jahren.

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