Der Rest ist Österreich

Franz Theodor Csokors Stück „3. November 1918“ aus heutiger europäischer Perspektive.

Erde aus Österreich.“ Mit diesen Worten wirft der Regimentsarzt Doktor Grün eine Schaufel Erde auf den Leichnam des Obersten Radosin. Der hat sich erschossen, als er erfährt, dass die Donaumonarchie in Stücke zerbrochen ist wie ein Krug. „3. November 1918“, so heißt Franz Theodor Csokors (1885 bis 1969) bekanntestes Stück, das in den 1950er- und 1960er-Jahren stets am „Tag der Fahne“ im Burgtheater aufgeführt wurde.

Mit dem Oberst wird in dem Schauspiel das personifizierte Österreich-Ungarn begraben. Rund um die Grube vor einem zum Rekonvaleszentenheim umfunktionierten Alpenhotel in den Karawanken stehen Offiziere aus sieben verschiedenen Völkern der Doppelmonarchie: ein Ungar, ein Kärntner, ein Pole, ein Slowene, ein Italiener, ein Tscheche und der jüdische Arzt Doktor Grün. Ein letztes Mal versammeln sie sich am offenen Grab und salutieren, bevor sie in ihre Länder zurückkehren. „Aus sieben Nationen ein Vaterland, von denen keine je hier ihre Heimat gehabt hat!“, verabschiedet sich der tschechische Leutnant.

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