Rassismus, Ausbeutung, Drogen: Was aus Brasilien wird

Ordnung und Fortschritt? São Paulos Christbaum 2018, fotografiert von Cris Faga.
Ordnung und Fortschritt? São Paulos Christbaum 2018, fotografiert von Cris Faga.(c) imago/ZUMA Press (Cris Faga)
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Brasilien, gewaltgeschüttelt, ist kaum noch erkennbar. Rassismus, Ausbeutung, Drogenseuchen und Umweltverschmutzung prägen das Heute. Wie es dazu kam – und was ab 1. Jänner unter einem neuen Präsidenten daraus werden wird.

Die faszinierendste Phase im Rahmen periodischer Brasilien-Aufenthalte erlebte ich in den frühen 1980ern, als die täglich an Kraft gewinnende Demokratiebewegung der „abertura“ die Militärs in die Defensive drängte und 1985 die Demokratie zurückbrachte. Unter meinen Gesprächspartnern gab es – wie sich später herausstellte – zwei zukünftige Präsidenten: Fernando Henrique Cardoso (1995 bis 2003) und Luiz Inácio Lula da Silva (2003 bis 2011).

Cardoso war als Vater der Dependenztheorie immerhin in Europas Academia bekannt. „Lula“, der aus dem bitterarmen brasilianischen Nordosten nach São Paulo zugewanderte Hilfsarbeiter, bald aber Metallgewerkschafter, kannte in Europa kaum jemand. Als Harald Irnberger, burschikoser Chefredakteur des – leider nur kurzlebigen – Monatsmagazins „Extrablatt“ meinen großen Brasilien-Bericht („Brasiliens abertura marschiert“) druckte, hatte er Mühe, ein brauchbares Foto von Lula – redaktionell als „Brasiliens Wałęsa“ vorgestellt – aufzutreiben. Um einer falschen Analogie vorzubeugen, schlug ich brieflich der Kreisky-Stiftung, die einen Preis für Verdienste um Menschenrechte initiiert hatte, Lula als Kandidaten vor. Zu meiner Freude (und zum Enthusiasmus der österreichischen Metaller) erhielt er die Auszeichnung 1984. Heute sitzt Lula im südbrasilianischen Curitiba im Gefängnis, während die einstige „abertura“ verkümmert.

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