Leipziger Buchmesse: Tschechien, der fremde Nachbar

Bahnhof Prag Bubny: ein Objekt der Geschichte Tschechiens, das jüngst in den Fokus der Literatur des Landes rückte.
Bahnhof Prag Bubny: ein Objekt der Geschichte Tschechiens, das jüngst in den Fokus der Literatur des Landes rückte.(c) Klauhs
  • Drucken

Havel, Hrabal, Kundera kannte man in Europa. Und heute? Die tschechische Literatur hat sich neu erfunden. Mit Themen, die hinter die ČSSR zurückreichen. Ab 21. März: Tschechien als Schwerpunktland bei der Leipziger Buchmesse.

Bei den tschechischen Präsidentschaftswahlen im Jänner 2013, bei denen es Karel Schwarzenberg und Miloš Zeman in die Stichwahl schafften, spielte ein Thema eine Rolle, das davor in Tschechien tabuisiert war: die Enteignung und Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg. Das hatte auch mit den ehemaligen Besitzungen der Familie des Außenministers Schwarzenberg (2007 bis 2009 und 2010 bis 2013) zu tun.

Das 1950 verstorbene Oberhaupt der fürstlichen Familie, Karels Onkel Adolph zu Schwarzenberg, war ein entschiedener Gegner der Nazis, der vor der Gestapo nach Italien und dann in die USA floh. Da nicht nur er, sondern auch sein Adoptivsohn Heinrich, der das KZ Buchenwald überlebt hatte, ohne männlichen Erben blieb, adoptierte Letzterer Karel und machte ihn zum Universalerben der Familie. Die aus einer Nebenlinie stammenden Eltern Karels hatten sich 1938 zur ersten tschechoslowakischen Republik (1918 bis 1938) bekannt und nicht als Deutsche optiert. Erst nach der Machtübernahme der Kommunisten im Herbst 1948 verließen sie das Land. Deshalb wurden nach der Samtenen Revolution von 1989 erhebliche Teile des tschechischen Familienbesitzes der Schwarzenbergs restituiert. Nur auf das seit 300 Jahren in Familienbesitz befindliche Stammschloss Hluboká nad Vltavou (Frauenberg) wurde verzichtet.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.