Ein gemeinsames Bürgerrecht für alle Europäer?

Was wir von den alten Römern lernen können: Hinweise aus der Antike für die Zukunft der EU.

Als ich vor einiger Zeit einen Vortrag von Ulrike Guérot über die Schaffung einer europäischen Republik mit einer verbindenden europäischen Identität hörte, konnte ich nicht anders, als an die alten Römer und mein spezielles Forschungsgebiet, die römischen Stadtgesetze, zu denken. Haben das, nämlich ein halb Europa und zig Völker umfassendes Reich, nicht diese Römer einst geschaffen? Eines, das funktionierte, eines das verband. Eines, das dem aus der Handelsstadt Palmyra im heutigen Syrien stammenden Bürger ermöglichte, nach Britannien zu ziehen und dort eine Keltin zu heiraten und dieser dann ein Grabmal nach römischem Muster zu stiften. Wie fühlte er sich? Als Palmyrener? Als Römer, oder gar – als Bürger Europas?

Einige mögen jetzt zu Recht einwerfen: Warum erzählt hier jemand von den Römern, wenn es doch um die EU geht? Wie kann man auch nur im Ansatz wagen, einen solchen Vergleich zu ziehen: hier die antike Sklavenhaltergesellschaft, ein Reich, das zusammengehalten wurde durch das Eisen seiner Legionen, Millionen tötend und versklavend; dort ein übernationales Gebilde, geschaffen durch Einigkeit und Freiwilligkeit, basierend auf gemeinsamen Werten und Idealen, geboren aus den Erfahrungen zweier schrecklicher Weltkriege. Eine Freiwilligkeit, die übrigens auch bedeutet, dass man diesen Verband wieder verlassen kann, wenn man das denn will. Man stelle sich nur vor, die Provinz Britannien hätte entschieden, das Römische Reich zu verlassen. Die Vergeltung der kaiserlichen Legionen wäre gewiss gewesen.

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