Wo sind die Toten von Rechnitz?

Ort des Massenmords: der Kreuzstadl von Rechnitz.
Ort des Massenmords: der Kreuzstadl von Rechnitz.APA/VEREIN REFUGIUS
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180 tote Juden, zweimal verscharrt: einmal von den Mördern und nochmals von guten Österreichern? Seit Jahrzehnten werden sie gesucht: die Toten von Rechnitz, ermordet am Palmsonntag 1945. Ein Dokument im Wiener Stadt- und Landesarchiv könnte Aufklärung bringen.

Vergangenen März wurde in Rechnitz wieder einmal nach den sterblichen Überresten von 180 Juden gegraben. Wieder einmal vergebens. Man weiß, dass sie 1945 in den frühen Morgenstunden des Palmsonntags vom Bahnhof zum Kreuzstadl, einem landwirtschaftlichen Nutzbau mit kreuzförmigem Grundriss, gebracht und dort erschossen wurden. Man weiß, dass die Nazis sie in der Nähe des Tatortes verscharrten. Man hat auch die Leichen der Juden gefunden, welche die Grube ausheben mussten und dann ebenfalls ermordet wurden. Man will auf würdige Weise bestatten, was von den anderen noch vorhanden ist – doch man findet sie nicht.

Österreich ist es sich aber schuldig, ihnen zu einer Grabstätte zu verhelfen. Ihre Gebeine müssen da sein. Und sie können nicht weit sein. Sie wurden nicht exhumiert und anderswo bestattet – davon wüsste man. Ein Mysterium also? Nicht, wenn es jemanden gab, der ein Interesse am Verschwinden dieser Toten gehabt haben könnte. Nicht, wenn sich Gelegenheit geboten hätte, dies ohne große Mühe zu bewerkstelligen.

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