Schon nach sechs Minuten führte die ÖFB-Auswahl mit 2:0 gegen die Türken. Eine Steigerung wäre aber dennoch erwünscht.
[Wien] Es war ein aufregender Nachmittag für Österreichs Teamchef Marcel Koller, die Causa Paul Scharner war wie aus heiterem Himmel über ihn hereingebrochen. Der HSV-Legionär hat sich selbst ins Abseits gestellt, im gestrigen Länderspiel gegen die Türkei wäre der Defensivspieler, der zuletzt keine Matchpraxis sammeln konnte, ohnedies nicht erste Wahl gewesen. Aufregend aber sollte es für Teamchef Koller bleiben. Im Happel-Stadion ging es weiter Schlag auf Schlag, jene Besucher, die um wenige Minuten zu spät kamen, die versäumten eine ganze Menge. Marcel Koller hingegen, der unruhige Schweizer in der Coaching-Zone, kam aus dem Jubeln nicht heraus. Denn Österreich führte nach nur zwei Spielminuten bereits mit 2:0 - wann hat es das zuletzt gegeben.
„Mit Leidenschaft und Emotion in Richtung WM-Qualifikation" bekam die Nationalmannschaft beim Einlaufen auf einem Transparent zu lesen. Und sie startete wie aus der Pistole geschossen. Schon die erste Aktion durch Andreas Ivanschitz versprach Verheißungsvolles. Nach einer Reihe von Fehlern der türkischen Mannschaft unterlief Tormann Günok ein folgenschwerer Fehlpass. Der Ball landete bei Veli Kavlak, der Ex-Rapidler und Besiktas-Legionär nützte die Gunst des Augenblicks, schupfte das Leder über den gegnerischen Keeper hinweg ins Tor. Dies alles mutete kurios an, sehenswert war der erste Länderspieltreffer von Kavlak dennoch.
Kaum war die rasche Führung dementsprechend gefeiert, fiel auch schon das 2:0. Abermals stand Gökan im Mittelpunkt. Der türkische Schlussmann hatte Martin Harnik im Strafraum zu Fall gebracht, es setzte Gelb - und Elfmeter. Ein Fall für Andreas Ivanschitz, der Mainz-Legionär verwandelte vor den 23.500 Fans sicher.
Aber die Österreicher zeigten sich offenbar selber überrascht über den plötzlichen Polster und Zwei-Tore-Vorsprung. Ein weiterer Treffer hätte womöglich die Moral des Gegners gebrochen, so aber rappelten sich die Türken wieder auf und taten fast so, als ob nichts geschehen wäre. Aber das Team von Trainer Avci befindet sich im Umbruch, auch im türkischen Fußball läuft nicht alles rund. Zum Glück für Rot-weiß-rot, denn Torhüter Almer musste doch einige Male entscheidend eingreifen. Er entschärfte nicht nur einen Altintop-Schuss, sondern mehrere. Hätte sich Yilmaz nicht kläglich den Ball auf die eigene Ferse gespielt, er wäre mutterseelenallein im kleinen Strafraum gewesen. Die vergebene Möglichkeit von Tunay war dann fast schon gespenstisch. Der eingewechselte Burgstaller machte es für Österreich nicht viel besser.
Einen eigenartigen Volkssport machten sich kurz vor Schluss einige türkische Fans, sie konnten nur mit Mühe von Ordnern auf dem Rasen unter Applaus und Gelächter eingefangen werden.
Reaktionen:
Marcel Koller (Teamchef Österreich): "Das gibt Selbstvertrauen, wir haben aber noch nichts erreicht. Wir sind auf einem guten Weg und haben noch einen weiten Weg vor uns. Wir werden jetzt nicht überheblich. Der Vorteil war, dass wir so früh in Führung gegangen sind und ein bisschen aus der Defensive heraus arbeiten konnten. Die Führung war wichtig, weil wir gewusst haben, dass die Türkei sehr stark ist. Mein Team hat gut dagegengehalten. Der eine oder andere ist aber noch nicht voll im Schuss. Wir hoffen, dass wir in ein paar Wochen schon ein bisschen weiter sind. Die Türken haben gutes Pressing gemacht. Teilweise gab es von unserer Seite zu viel Hektik und es war keine Ruhe drinnen, das haben wir zur Pause angesprochen."
Veli Kavlak (Torschütze Österreich): "Das war ein hartes Stück Arbeit. Wir sind froh, dass wir gewonnen haben. Wir haben gut dagegen gehalten, guten Fußball gespeilt und schlussendlich auch verdient gewonnen. Beim Tor hatte ich nicht viel zeit nachzudenken, ich habe den Fehler des Tormanns registriert. Die Türkei ist die Heimat meines Vaters. Ich bin froh, dass ich das Tor gemacht habe. Jetzt kommt Deutschland, wir sind gewappnet."
Abdullah Avci (Teamchef Türkei): "Das Spiel hat sehr schlecht für uns begonnen, aber wir haben in gewissen Phasen gut gespielt und haben einige gute Chancen vergeben. Wir werden unsere Lehren aus diesem Spiel ziehen."