Das ÖFB-Team krönte mit dem 2:1-Sieg gegen Weltmeister Deutschland den Erfolgslauf unter Franco Foda. Rekorde sind für den Teamchef nebensächlich, seinen Stamm hat er gefunden.
Klagenfurt/Wien. Fußball-Österreich hat eine neue Sternstunde erlebt. „Wir haben immer gehört Cordoba, Cordoba, jetzt anscheinend heißt es Klagenfurt“, scherzte Marko Arnautović nach dem 2:1-Sieg gegen Weltmeister Deutschland im Wörthersee Stadion. Dass es „nur“ ein Freundschaftsspiel war, sich das DFB-Team mitten in der Vorbereitung auf die WM in Russland befindet und einige Spieler geschont wurden, machte den Erfolg für den West-Ham-Legionär nicht weniger wertvoll. „Trotzdem sind es die Deutschen, sind Spieler auf dem Platz gestanden, die Weltklasse-Niveau spielen.“
Martin Hinteregger per sehenswertem Volley und Alessandro Schöpf besiegelten ein seltenes Erfolgserlebnis, denn beim letzten Sieg gegen Deutschland vor 32 Jahren war noch kein einziger der aktuellen ÖFB-Spieler geboren. „Es ist ein schöner Moment. Aber wir müssen bodenständig, demütig bleiben“, mahnte Franco Foda im Wissen um die Extreme der österreichischen Fußballseele. Bei seinen Spielern hat er diesbezüglich keinerlei Sorgen. „Die Jungs sind klar im Kopf.“
Der Erfolg gegen sein Heimatland krönte den Erfolgslauf des gebürtigen Mainzers Foda mit dem Nationalteam. Mit dem fünften Sieg im fünften Spiel wurde der beste Teamchef-Start der Verbandsgeschichte eingestellt, zudem mit den beiden Erfolgen unter Vorgänger Marcel Koller der Siegrekord aus 1933/34 egalisiert. Für Foda lediglich „Nebengeräusche“. „Es macht einen stolz, keine Frage, aber beschäftigt mich nicht“, betonte er. Für ihn zähle die Leistung auf dem Platz und mit dieser war er nach der Pause hochzufrieden. Sein Team habe „Außergewöhnliches“ geleistet. „Was die Jungs spielerisch, läuferisch und taktisch gemacht haben, war Wahnsinn.“
Die neue Flexibilität
Mit einem flexiblen 3-4-2-1-System hatte das ÖFB-Team den amtierenden Weltmeister bestens im Griff. Im Spiel gegen den Ball wurde es eine Fünfer-, manchmal eine Viererkette, wenn nur ein Außenspieler einseitig mit nach vorne schob. Der nächste Entwicklungsschritt für Foda wäre, dass ein Innenverteidiger situativ ins Mittelfeld aufrückt. David Alaba hat Foda auf der linken Seite eingeplant, wie er im Nachhinein verriet, hätte der Bayern-Legionär im Falle eines Wechsels auf 4-5-1 sogar als Linksaußen agiert. „David kann bei mir auf allen Positionen spielen“, bekräftigte der Teamchef und bescheinigte seinem Star eine Führungsrolle in der Mannschaft. „Er ist Weltklasse, ein super Spieler, ein super Profi.“
Im Vergleich zum Russland-Spiel hatte Foda nur drei personelle Änderungen vorgenommen, ein gewisser Stamm hat sich also bereits herauskristallisiert. „Aber dann ist alles offen, dann geht es darum, wer in der besten Verfassung ist, welches System wir spielen wollen“, meinte Foda. Gegen Deutschland habe er weniger gewechselt als geplant, „ich wollte diesen Flow nicht unterbrechen.“
Einer der wenigen Kritikpunkte war die verhaltene Anfangsphase wie auch schon gegen Slowenien und Luxemburg. „Wir müssen dahin kommen, dass wir nicht irgendwo einen Dosenöffner brauchen.“ Ansonsten sieht der ÖFB-Teamchef die Mannschaft im Hinblick auf die im Herbst beginnende Nations League und in weiterer Folge die EM-Qualifikation auf einem guten Weg. „Es gibt Vertrauen, dass, wenn man wenig Fehler macht, wenn man als Mannschaft zusammenspielt, wenn man kompakt steht, auch gegen eine Topmannschaft an einem Tag einiges möglich ist.“