Fußball kann auch in München richtig kitschig sein

"Wir sind hier nicht bei Monopoly, sondern wir sind ein Fußballverein", erklärte Uli Hoeneß.
"Wir sind hier nicht bei Monopoly, sondern wir sind ein Fußballverein", erklärte Uli Hoeneß.(c) APA/Matthias Balk
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Deutsche Bundesliga. Die Bayern feiern den siebenten Titel in Serie, Robben und Ribéry verabschiedeten sich beim 5:1 gegen Frankfurt mit Jokertoren, Klubchef Hoeneß weinte vor Rührung – und im Sommer folgt der große Umbruch.

München. Mit einem Hollywood-reifen Meisterstück beendete der FC Bayern die Fußballsaison. Der 5:1-Sieg über Eintracht Frankfurt bedeutete aber nicht nur den siebenten Titel in Serie oder den 29. in der Klubgeschichte. Mit diesem Meisterteller ging auch eine Epoche großer Spieler zu Ende: Arjen Robben und Franck Ribéry traten ab, dass sie zum Abschied noch jeder ein Tor schossen, rührte Uli Hoeneß zu Tränen. „Da geht ein Teil der Familie, das ist für mich immer etwas ganz Schlimmes“, schluchzte der Vereinspatron.

Ein Jahrzehnt „Robbery“, wie man das Duo getauft hat, endet, gekrönt mit Titel und Jokertoren, veredelt mit der obligaten Bierdusche für Trainer Niko Kovač – wenngleich sich zu dessen Zukunft im Klub weiterhin keiner der Vereinsbosse äußern wollte. Ribéry (seit 2007 in München) geht als Rekordmeister, stolz hat er neunmal mit dem FCB den Titel gewonnen. Robben (seit 2009) hat „Bayern forever“ geschworen und viele haben übersehen, dass Kovač Großes geschaffen hat, gar mit Franz Beckenbauer auf einer Stufe steht. Er wurde wie der „Kaiser“ mit dem FCB Meister als Spieler (2003) und Trainer.

Dann flossen bis spät in die Nacht auf dem Münchner Nockherberg Bier und Champagner beim Klub von David Alaba, der seinen achten Meistertitel mit Gesangseinlagen zelebrierte.

Neue Generation

Nach dem Cupfinale am 25. Mai (Gegner ist RB Leipzig) wird erst die Trainerfrage beantwortet. Und trotz des „relativ großen Umbruchs“, der laut Hoeneß nach Saisonende „weiter vorangetrieben“ wird, soll Bayern die Nummer eins im Land bleiben. Der Franzose Lucas Hernández (23 Jahre, 80 Mio. Euro Ablöse) kommt von Atlético, vielleicht auch Klubkollege Rodrigo, dazu Weltmeister Benjamin Pavard (Stuttgart, 35 Mio. Euro) und Jann-Fiete Arp (HSV, drei Mio. Euro) – und an weiteren Transfers wird noch gebastelt.

Nur: Uli Hoeneß schreckt vor der Ablöseschallmauer von 100 Mio. Euro weiterhin entschieden zurück. „Wir sind hier nicht bei Monopoly, sondern wir sind ein Fußballverein. Wir haben mit 80 Millionen doch eine eher beachtliche Grenze erreicht. Und ich glaube nicht, dass die von uns überschritten wird.“

Mit den Bayern spielen in der kommenden Saison auch Dortmund, RB Leipzig und Leverkusen in der Champions League. Gladbach (Trainer Marco Rose), VfL Wolfsburg (Oliver Glasner) und Frankfurt (Qualifikation; Adi Hütter) spielen in der Europa League.

ÖFB-Legionär Martin Hinteregger hofft auf den Verbleib in Frankfurt. „Ich fühle mich richtig wohl und würde mich freuen, wenn ich verkünden könnte, dass ich die nächsten paar Jahre hier sein darf“, sagte der 26-Jährige.

Er war im Winter von Augsburg nach seiner Trainerkritik an Eintracht verliehen worden. Manuel Baum ist längst Geschichte, der Verteidiger will dennoch bleiben. „Ich habe kein Mitspracherecht. Ich kann nur abwarten, was passiert.“

Letzten Endes ist alles im Fußball eine Preisfrage. Und da gibt es weder Emotion noch Kitsch. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2019)

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