Der letzte Matchball sitzt: Salzburg wieder Meister

Ende Salzburg doch wieder
Ende Salzburg doch wieder(c) EPA (MARKUS LEODOLTER)
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Sturm Graz war für die Stevens-Elf keine Hürde, die Bullen sichern sich mit dem 2:0-Sieg den dritten Titel. Auch Austria und Rapid siegten, damit sind die Violetten die Nummer eins von Wien.

Nach 16 Minuten war alles erledigt. Da schoss Roman Wallner einen Freistoß direkt auf Sturm-Torhüter Gratzei, und der schlug sich den Ball selbst ins Tor. Ein schwerer Patzer des Mannes, der die Nummer eins im österreichischen Nationalteam sein will. Salzburg wurde am Ende also doch wie erwartet Fußballmeister. Da nützte es auch nichts mehr, dass Rapid in Mattersburg 3:1, die Austria gegen Ried 2:0 gewannen.

Dass der Meister die erfolgreiche Titelverteidigung unabsichtlich bis zur letzten Runde hinauszögerte, freute am Ende zumindest die Kassiere in Graz, Mattersburg und Wien. Überall gab es ausverkaufte Stadien.



Franco Foda rührte bei der Aufstellung seines Teams kräftig um: Nur Gratzei und Feldhofer blieben im Vergleich zum Rapid-Spiel in der Startelf, die angeschlagenen Jantscher und Salmutter wurden fürs Cupfinale am Sonntag geschont. Dennoch fing die B-Mannschaft von Sturm recht ambitioniert an und spielte frei auf. Haas kam in der achten Minute sogar allein im Salzburger Strafraum zum Ball, verstolperte allerdings kläglich.

Sturm schonte sich sichtbar

Anders die Salzburger. Sie nützten ihre ersten beiden Torchancen eiskalt. Simon Cziommer verwertet in der 14. Minute einen Abpraller, nachdem Wallner zuvor aus kurzer Distanz an Keeper Gratzei gescheitert war. Zwei Minuten später erledigte es Wallner persönlich. Trainer Huub Stevens wurde für seine taktische Umstellung belohnt. Er hatte Marc Janko auf der Bank gelassen und stattdessen den robusten, zweikampfstarken Wallner von Beginn an aufgeboten. Wallner dankte es ihm. Für den Titel „wäre ich heute auf dem Platz gestorben“, sagte er nach der Partie.

Huub Stevens erlebte das erste Mal in seiner langen Trainerkarriere, wie es ist, Meister zu werden. Der Niederländer sah in der zweiten Spielhälfte mehr Action auf der Tribüne als auf dem Spielfeld. Sturm spielte lustlos und hatte keinerlei Ambitionen, der Meisterschaft noch eine Wende zu geben. Umso mehr Spaß hatten die 2000 mitgereisten Salzburger Fans. Sie feierten bereits lange vor dem Schlusspfiff. Dass ihnen der Jubelschrei, wie zuletzt gegen die Austria im Halse stecken bleiben könnte, davon war zu keinem Zeitpunkt auszugehen.



Und trotzdem war Salzburg-Coach Stevens anzusehen, welch großer Stein ihm beim Schlusspfiff vom Herzen fiel. „Wenn man bei Salzburg Trainer ist, hat man immer Druck. Aber wir haben am Ende unser Ziel erreicht“, sagte Stevens und feierte schließlich ausgelassen mit Spielern und Fans.

Sturm Graz hat zumindest eines erreicht: Die Mannschaft wird gut erholt in das Cupfinale gegen Wiener Neustadt gehen.

Austria ist Wiens Nummer eins

Im Wiener Horrstadion spielte die Wiener Austria wie im ganzen Frühjahr ihren Stiefel herunter. Kein Fußballfeuerwerk, keine Leckerbissen. Beharrlich warteten die Violetten auf ihre Chancen. Das heißt: Vor der Pause hatte die Austria keine einzige gefährliche Torszene. Aber in der 55. Minute schaute dann doch wieder das Glück vorbei. Baumgartlinger flankte ideal in den Strafraum und Jun konnte ungestört per Kopf abschließen. Es war Austrias erste gefährliche Aktion. Bis dahin hatten die Rieder sogar mehr vom Spiel.
Dass es nicht zum 13. Mal in dieser Saison ein 1:0 wurde, verdankten die Veilchen abermals Jun. Er erzielte in der 81. Minute seinen zweiten Treffer an diesem regnerischen Nachmittag. Jun verwertete eine Liendl-Flanke sehenswert volley zum 2:0.

Hofmann ist Torschützenkönig


Auch Rapid träumte vor dem Spiel noch vom Titel. Und derart beflügelt gingen die Grünweißen gleich ordentlich zur Sache. Bereits in der 17. Minute sorgte Salihi für den verdienten Führungstreffer. Er köpfte eine Flanke vor Jelavic sicher ein. Doch nach dem Seitenwechsel war plötzlich der Elan verflogen. Vermutlich hatte die Nachricht aus Graz den Hütteldorfern den Spaß verdorben. Und prompt wirkte sich dies auf das Spiel aus. In der 55. Minute gelang Doleschal der Ausgleich. Zu diesem Zeitpunkt ging das Remis in Ordnung.

Doch der Ausgleichstreffer rüttelte Rapid wach. So wollte man sich nicht von den vielen mitgereisten Fans verabschieden. Und tatsächlich kämpfte sich der österreichische Rekordmeister zurück. Salihi erzielte nach einem Gestocher im Strafraum (69.) das 2:1 und steuerte in der 82. Minute auch das 3:1 bei. Es war der 17. Saisontreffer des Albaners. Der beste Torschütze des Saison ist allerdings Rapid-Kapitän Steffen Hofmann. Seine 20 Treffer blieben auch in der letzten Runde unerreicht.

("Die Presse", Printausgabe vom 14. Mai 2010)

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