Fußball

Skandalabend in der EM-Qualifikation

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TOPSHOT-FBL-EURO-2020-FRA-TUR-QUALIFIERAPA/AFP/ALAIN JOCARD
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Rassismus und Spielunterbrechungen in Sofia, erneute Militärgrüße der Türken - die Uefa hat schwerwiegende Entscheidungen zu treffen. Sanktionen drohen. Auch das Champions-League-Finale 2020 in Istanbul wird zur Diskussion gestellt.

Es war ein Fußballabend, beim dem die sportlichen Leistungen nicht im Vordergrund standen. Sowohl beim Spiel zwischen Bulgarien und England sowie Frankreich und Türkei am Montagabend im Rahmen der EM-Qualifikation kam es zu Vorfällen, die die Uefa beschäftigen werden. Sanktionen bis hin zu Ausschlüssen drohen.

Das EM-Qualifikationsspiel in Sofia war in der ersten Halbzeit zweimal wegen rassistischer Äußerungen von bulgarischen Fans unterbrochen worden. Der Schiedsrichter warnte über den Stadionsprecher vor dem Abbruch der Partie. Er brachte die Partie jedoch zu Ende.

Der englische Fußball-Verband FA hat nun Untersuchungen durch die Uefa gefordert. "Wie wir bedauerlicherweise wissen, ist es nicht das erste Mal, dass unsere Spieler von dieser Art Missbrauch betroffen sind", hieß es in einer Mitteilung nach dem 6:0-Sieg in Bulgarien.

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FBL-EURO-2020-QUALIFIER-BUL-ENGAPA/AFP/NIKOLAY DOYCHINOV

Englische Spieler hatten vor der Begegnung gedroht, den Rasen bei rassistischen Vorfällen gegen Spieler zu verlassen. Das taten sie allerdings nicht und feierten ein müheloses 6:0 (4:0). Marcus Rashford (7.), Ross Barkley (20., 32.), Raheem Sterling (45., 69.) und Harry Kane (85.) schossen die Tore.

England führt in der Tabelle der Gruppe A mit 15 Punkten vor Tschechien (12). Im zweiten Montag-Spiel der Gruppe gewann die Kosovo-Auswahl 2:0 (2:0) gegen Montenegro und hat als Dritter mit elf Zählern noch gute Chancen, sich erstmals für die EM zu qualifizieren.

Türken salutieren erneut - nur Ayhan nicht

Nach dem 1:1 (0:0) der türkischen Nationalmannschaft beim EM-Qualifikationsspiel in Frankreich salutierte erneut - wie schon beim Spiel gegen Albanien - die Mehrzahl der Türken, um damit ihre Streitkräfte zu unterstützen, die am Militäreinsatz gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien beteiligt sind. Düsseldorf-Profi Kaan Ayhan schloss sich dem militärischen Gruß einiger Mitspieler nach seinem Ausgleichstreffer in der 81. Minute allerdings nicht an. Die Uefa ermittelt und dürfte am Donnerstag auch Sanktionen verhängen.

Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, gab es nach der politischen Geste einen kurzen Disput zwischen Verteidiger Merih Demiral von Juventus Turin und Ayhan. Demiral soll den Torschützen dazu animiert haben, ebenfalls zu salutieren. Dieser habe aber seinen Weg unbeirrt zurück aufs Feld fortgesetzt, was Fotos aus dem Stadion belegen. Auch sein Düsseldorfer Teamkollege Kenan Karaman soll sich nicht an dem militärischen Jubel beteiligt haben.

Das Hochsicherheitsspiel in Saint-Denis war unter besonderen Vorzeichen gestartet. Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian hatte vor dem Hintergrund der türkischen Militäroffensive seine Teilnahme abgesagt. Unter den 78.000 Zuschauern befanden sich nicht nur im mit 3.800 Fans prall gefüllten Auswärtssektor viele türkische Anhänger. Die Partie verlief aber weitgehend ruhig. Als im Finish ein Banner mit einem pro-kurdischen Statement ("Hört auf Kurden zu massakrieren") enthüllt wurde, reagierten die Ordner schnell und entfernten es. Das Regelwerk der UEFA verbietet politische Äußerungen in Stadien.

Kein Champions-League-Finale in Istanbul?

Mittlerweile hat auch Italiens Sportminister Vincenzo Spadafora wegen der türkischen Militäroffensive gegen die syrischen Kurden gefordert, das nächste Fußball-Champions-League-Finale nicht in Istanbul auszutragen. "Ich bitte Sie zu überlegen, ob es nicht inopportun ist, das für 30. Mai 2020 geplante Finale der Uefa Champions League in Istanbul beizubehalten", schrieb Spadafora an Uefa-Präsident Aleksander Ceferin.

Man wisse gut, dass sich mit einem solchen Akt die Dramatik des Geschehens in Syrien nicht auflösen lasse, hieß es in dem Brief laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa weiter. "Aber wir sind uns alle der Bedeutung bewusst, die eines der weltweit wichtigsten Sportereignisse einnimmt", schrieb Spadafora. Er wünsche sich, dass der europäische Fußball die mutige Entscheidung treffe, einmal mehr zu zeigen, dass der Sport ein Instrument des Friedens sei.

(APA/DPA)

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