Der Kärntner Kickerkreis

Kaerntner Kickerkreis
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Derzeit kämpft der FC Kärnten im Konkursverfahren um den Zwangsausgleich. Für den Zwangsausgleich, der die totale Auflösung des Vereins verhindern würde, braucht Josef Steindorfer rund 1,4 Millionen Euro.

WIEN/KLAGENFURT. Josef Steindorfer hat mit dem FC Kärnten große Zeiten erlebt. 2001 wurden sie mit Trainer Walter Schachner (und dem Präsidenten Jörg Haider) Cupsieger und spielten im Europacup. Derzeit kämpft der Verein im Konkursverfahren um den Zwangsausgleich. Denn 2009 musste man den Konkurs anmelden. Für den Zwangsausgleich, der die totale Auflösung des Vereins verhindern würde, braucht Steindorfer rund 1,4 Millionen Euro.

Das ist viel Geld, aber Steindorfer behauptet, demnächst mächtige und liquide Geldgeber zu haben: die Stadt Klagenfurt und das Land Kärnten. Beide Körperschaften sollen eine Garantieerklärung für jeweils 575.000 Euro ausgestellt haben. Die Zuschüsse sollten 2009 die Lizenz des FC Kärnten sichern, sie wurden aber nie ausbezahlt, da der Klub die Lizenz nicht mehr erhielt. Um einen Rechtsstreit zu vermeiden, könnten sich alle Beteiligten demnächst einigen, schließlich sind die Garantien laut Steindorfer an keinerlei Bedingungen geknüpft, seiner Meinung nach also einklagbar. Außerdem will Steindorfer 90.000Euro an Spitzensportförderung vom Land Kärnten, das ihm zwar zugesagt, aber nie ausbezahlt worden sei.

„Halb seriöse Geschichte“

Witzigerweise kümmerte sich Ex-Justizminister Dieter Böhmdorfer, ein alter Vertrauter und Berater Jörg Haiders, um die Ansprüche des FC Kärnten. „Eine halb seriöse Geschichte“ nannte Böhmdorfer damals den Dschungel von Förderungen, Ansprüchen und Vertröstungen.

Denn der FC Kärnten wartet unter anderem noch auf die Ablöse der Nutzungsrechte an der Nachwuchsakademie, die Steindorfer und sein Team projektierten. Steindorfer beziffert die Ablöse mit 2,1 Millionen Euro. Die Akademie führt übrigens jetzt der Kärntner Landesverband. Martin „Waschi“ Mertel führte viele Jahre lang die Akademie, heute arbeitet er im Klagenfurter Rathaus. Mertel: „Die Stadt Klagenfurt hat in sechs Jahren in die Akademie 9,2 Millionen Euro investiert.“

Nachwuchs für AC Wolfsberg

Der FC Kärnten (Austria Klagenfurt alt) bildete viele Buben aus, und jetzt hat Austria Klagenfurt nichts davon. Denn die Nachwuchsspieler kommen dem Partnerverein des Landesverbandes, dem „Heute für morgen“-Erste-Liga-Wolfsberger AC zugute. Weil der in der „zweiten Liga“ spielt, kriegt er vom Land Kärnten 60.000 Euro Spitzensportförderung.

Zwar gibt es wieder eine Austria Klagenfurt, aber die musste mit St.Stefan im Lavanttal eine Spielgemeinschaft eingehen, damit sie in der Regionalliga kicken darf und überhaupt Fußball im schönsten Stadion Österreichs passiert. Das Land Kärnten hilft dem Verein dabei nicht, nur die Stadt Klagenfurt. Sie schießt 550.000 Euro für das Jahresbudget von rund 1,1 Millionen Euro zu.

Morgengabe von 1,3 Mio. Euro

Das Geld ist von den 800.000 Euro übrig geblieben, die der SK Austria Kärnten für die Lizenz 2010/2011 erhalten sollte. Doch die Lizenz kam nie nach Klagenfurt, das Geld lag folglich untätig herum, und so trifft es sich gut, dass Traditionalisten die Austria Klagenfurt wiederbelebt haben. In zwei Jahren wollen sie in die Bundesliga aufgestiegen sein und Klagenfurt wieder zu einer Fußballstadt gemacht haben.

Genau hier hakt Josef Steindorfer ein. Er will den FC Kärnten, hinter dem sich die 1920 gegründete Austria Klagenfurt verbirgt, mit dem derzeitigen Regionalligisten zusammenführen. Als Morgengabe könnte er 1,3 Millionen Euro mitbringen, die dem FC Kärnten von der Bundesliga zugesprochen wurden und vom SK Austria Kärnten zu berappen wären. Doch der SK Kärnten ist mittlerweile ebenfalls im Konkurs, und ob die Ansprüche des FC Kärnten aus den (geringen) werthaltigen Überbleibseln (Konkursmasse) von Jörg Haiders einstigem Renommierstadel ausgegliedert werden, ist zumindest unsicher.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2010)

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