Österreich - Kroatien 0:1: Großes Kämpferherz reichte nicht

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Österreich fand im brodelnden Prater-Stadion zu spät ins Turnier und erst über den Kampf zum Spiel. Aufhauser verschuldete bereits in der vierten Minute den entscheidenden Elfer, den Luka Modric verwandelte.

Teamchef Josef Hickersberger hatte sich vor dem Duell mit Kroatien bis kurz vor dem Anpfiff nicht in die Karten blicken lassen, schließlich griff er zu einem System, das nicht ganz zu erwarten war. Es war eine Mischung aus Vorsicht, Sicherheit und dosierter Offensive - ganz so, wie es vermutlich einem Außenseiter auch entspricht. Die Fans sollten zum zwölften Mann werden, aber die Lager waren geteilt. Gerecht geteilt, die kroatischen Anhänger waren zumindest nicht in Unterzahl. Was die lautstarke Unterstützung innerhalb des Happel-Stadions betraf, hielten sich die beiden Lager auch die Waage.

Auf den Rängen herrschte von Beginn an Euro-Reife, es gab auch keine Pfiffe bei den Hymnen. Nur die Mannschaft von Josef Hickersberger hatte große Schwierigkeiten, um in dieses Turnier zu finden. Die Kroaten ließen keine Zweifel aufkommen, dass sie als Favorit fühlten. „Wir werden das Spiel kontrollieren und dominieren", hatte Teamchef Slaven Bilic am Samstag noch unterstrichen. Er konnte sich getrost auf die spielerischen Stärken seines Teams verlassen. Die Österreicher würden im läuferischen Bereich aufgeholt haben, „aber Fußball ist nicht Leichtathletik."

Schock saß lange tief

Nach nur vier Minuten machte ein Blackout von Rene Aufhauser die Taktik von Josef Hickersberger zunichte, der Salzburg-Spieler attackierte den kroatischen Topstürmer Olic dermaßen ungestüm, dass Schiedsrichter Pieter Vink (Hol) gar keine andere Wahl hatte, als auf Elfmeter zu entscheiden. Feinmechaniker Modric ließ Jürgen Macho, Österreichs Nr. 1 mit der Rückennummer 21 vom AEK Athen, keine Chance.
Ein Schock, der tief saß. Und bei Emanuel Pogatetz, der wegen Kritik Gelb sah, fast die Nerven durchgehen ließ. Als sich der England-Legionär und Olic nach einer halben Stunde erneut in die Haare gerieten, drohte sogar ein Ausschluss. Die enormen Fertigkeiten des Gegners haben Pogatetz offenbar erzürnt, ein Teil der Mannschaft wirkte wiederum wie das Kaninchen vor der Schlange.

Erst nach fast 40 Minuten, als die Fans bereits Ivica Vastic forderten, erfingen sich Ivanschitz und Co. „Jetzt geht's los", hallte es durch den Prater. Die Österreicher hatten ins Spiel gefunden und den Respekt vor den Kroaten abgelegt.
Unverwundbar schien der Gegner nicht, man musste ihn nur beschäftigen, durfte ihm keine Räume lassen und nicht sorglos das Leder treiben lassen. Rotweißrot bewies Herz, fand über den Kampf ins Spiel. Und auf einmal gelang es auch, sich dem gegnerischen Tor gefährlich zu nähern. Nach der Pause klappte die Raumaufteilung besser, die Löcher im Mittelfeld wurden kleiner, phasenweise wurde die Partie auf einmal zum offenen Schlagabtausch. „Ausgleich, Ausgleich", so lautete der Wunsch der Fans.

Pletikosa eine Macht

Josef Hickersberger half von der Bank nach, die Einwechslung von Ivica Vastic wurde frenetisch gefeiert, auch der schnelle Ümit Korkmaz und Roman Kienast sollten mithelfen, die Niederlage noch anzuwenden. Plötzlich wankten die Kroaten - sie standen unter Druck, taumelten, aber sie fielen nicht. Weil Tormann Pletikosa nicht zu bezwingen war.

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