Fußball, ein Spiel dauert 60 Minuten

TOPSHOT-FBL-CONFED-CUP-MATCH01-RUS-NZL
TOPSHOT-FBL-CONFED-CUP-MATCH01-RUS-NZLAPA/AFP/FRANCOIS XAVIER MARIT
  • Drucken

Regeländerungen. Beim Confed-Cup in Russland sind vier Auswechslungen erlaubt, auch gilt der Videobeweis. Das International Football Association Board erwägt sogar noch radikalere Optionen.

Der Confederations Cup erfreut sich zwar nicht bei jedem größter Beliebtheit, dennoch dient er dem Weltverband FIFA, dem Gastgeber, dieser Tage Russland und den Regelhütern als bestes Testevent. Logistik und Stadien werden (für die kommende WM) geprüft, Quartiere gesucht, Reisedauer und Transport evaluiert. Im Fußballspiel selbst gibt es Novitäten, die auch bald in allen Ligen gelten können. Vier Auswechslungen sind erlaubt, im deutschen und englischen Cup ist das schon Usus. Der Videobeweis wird eingesetzt bei Fouls, Toren und strittigen Szenen.

Im Hintergrund laufen noch andere Projekte, Ansätze, die den Fußball verändern, ja das Spiel sogar revolutionieren sollen.
Das International Football Association Board ist ein achtköpfiges Gremium, das sich aus vier Mitgliedern der Fifa FIFA sowie je einem Vertreter der Fußball-Urverbände England, Nordirland, Schottland und Wales besteht. Nun legte David Elleray, 62, der technische Direktor, ein Strategie-Papier vor. Es heißt „Play Fair!“, und die neun vorgeschlagenen Punkte bereiten nicht nur Freude.

  • Statt 90 Minuten soll die Spielzeit nur noch 60 Minuten (2 x 30) betragen, allerdings auf Nettospielzeit (bei jedem Unterbruch wird die Uhr angehalten) umgestellt.
  • Bei Freistößen und Eckbällen können sich Spieler den Ball vorlegen. Bisher ist lediglich eine Berührung erlaubt, so sollen Standards mehr Tore garantieren.
  • Der Ball soll bei einem Freistoß nicht mehr ruhen.
  • Rückpässe zum Torwart werden mit Elfmeter bestraft, wenn er den Ball in die Hand nimmt.
  • Wird ein Tor auf der Torlinie von einem Feldspieler mit der Hand verhindert, zählt es.
  • Elfmeter sind in Hinkunft Nachschussfrei, es gibt Abstoß. Das umstrittene, zu frühe Hineinlaufen wäre ausgedribbelt.
  • Abstöße dürfen von Spielern künftig auch im Strafraum angenommen werden, derzeit muss die Annahme außerhalb erfolgen.
  • Schiedsrichterkritik und Proteste werden geahndet, und zwar mit Tor- oder Punktabzug. „Matschkern“ wird also endgültig sinnlos.
  • Ein Spiel wird erst dann abgepfiffen, wenn der Ball im Aus ist.

Elleray hält seine Ideen für „bahnbrechend“, er beteuert auch, dass „alle Rückmeldungen bislang positiv“ wären. Dass der Mensch Veränderungen generell, bei einem besonders populären Sport insbesondere, anfangs nicht schätzt, ist ihm bewusst. Doch dem Spiel seien diese Ansätze nur dienlich, Fairness und Attraktivität stehen voran bei diesen Konzepten. Und die zuvor von der Fifa schon erwogenen Zeitstrafen, das Ende des Abseits? Dazu verlor Elleray kein Wort, über sein zwölf Seiten umfassendes Strategiepapier wird nun in den kommenden Monaten in diversen Gremien diskutiert. Im März 2018 wird darüber abgestimmt.

Dieses Board galt lange in der Fußballwelt als "stockkonservative" Institution, die unter Sepp Blatter offenbar tunlichst dazu angehalten war, Veränderungen kategorisch auszuschließen. Gianni Infantino will alles neu machen, auch deshalb gibt es ab 2026 eine WM mit 48 Mannschaften. Und er wies IFAB an, dem Spiel eine neue Richtung zu geben. Also wurden flott Torlinientechnik oder Videobeweis beschlossen.
Es sind großteils richtige Schritte, nur verliert damit der Fußball gewohnte Abläufe oder sein Schauspiel. Sinnlos vor dem Referee gestikulierende, jammernde Spieler hatten ja durchaus auch Unterhaltsames. Mehr Tore sind aber immer die überzeugenden Argumente. (fin)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Gianni Infantino sieht den Videobeweis bei strittigen Szenen positiv.
Fußball-International

Fußball: Infantino "extrem glücklich" über Videobeweis

Der Fifa-Präsident ist noch nicht vollkommen zufrieden mit dem Einsatz des Videobeweises beim Confed Cup. Der Test soll dabei helfen, die Abläufe zu verbessern.
Cameroon v Chile - FIFA Confederations Cup Russia 2017 - Group B
Fußball-International

Videobeweis: Verwirrende Gerechtigkeit

Vier Einsätze beim Confederations Cup in nur zwei Spielen: Zwei Tore aberkannt und zwei gegeben - die Entscheidungen dauerten minutenlang, sie waren aber alle richtig.
Cameroon v Chile - FIFA Confederations Cup Russia 2017 - Group B
Fußball-International

Nach Video-Beweis: Tore bei Confed Cup aberkannt

Confed-Cup: Chile besiegte Kamerun mit 2:0, aber der Videoschiedsrichter ist der wahre Gewinner dieser Partie. Dennoch, seine Entscheidungen dauern zu lange und lähmen den Spielfluss.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.