Serie A: Runderneuerte Rossoneri

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Jahrelang herrschte bei AC Milan sportliche und wirtschaftliche Misere. Dank China-Millionen und einer gewaltigen Einkaufstour soll die Krise nun überwunden sein.

Mailand/Wien. 3:0 fertigte AC Milan den FC Crotone zum Auftakt der Serie A ab, es soll ein erster Schritt gewesen sein, um jene Glanzzeiten wieder aufleben zu lassen, als der Mailänder Fußball ganz Europa beherrschte. Denn der bisher letzte Champions-League-Triumph gelang 2007, der letzte italienische Meistertitel 2011. Danach ging mit Andrea Pirlo auch der letzte Topstar, der Tiefpunkt war schließlich 2015 erreicht: Milan beendete die Saison als Tabellenzehnter.

Nun aber herrscht Euphorie unter den Tifosi. Der langjährige Präsident Silvio Berlusconi hat sich im April verabschiedet, eine Investorengruppe rund um den chinesischen Geschäftsmann Yonghong Li erwarb für rund 740 Millionen Euro 99,93 Prozent des Traditionsklubs.

Im Sommer wurden bisher knapp 200 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben, Woche für Woche hat Milan neue Hochkaräter präsentiert. Allen voran: Leonardo Bonucci, 30, Mastermind der kongenialen Juventus-Defensive, mit der er zuletzt sechs Meistertitel in Folge einfuhr und 2015 und 2017 im Champions-League-Finale stand. Ein Transfer, der den Serienmeister aus Turin bitter treffen könnte. Mit einer 2:3-Niederlage gegen Lazio Rom im italienischen Supercup verpasste Juventus den ersten Titel der Saison.

Die Rossoneri haben 42-Millionen-Neuzugang Bonucci gleich zum Kapitän ernannt. „Ich werde alles dafür tun, diese Farben von der ersten bis zur letzten Sekunde jeder Partie zu verteidigen. Ich will mit Milan die Champions League gewinnen“, erklärte der 70-fache italienische Nationalspieler.

Durch die Sommertransfers allein wurde der Marktwert des Milan-Kaders schon um mehr als 50 Prozent gesteigert. Und David Han Li, rechte Hand von Präsident Yonghong Li, kündigte an, noch einmal zuschlagen zu wollen. Ein Stürmer wird gesucht, obwohl sich Trainer Vincenzo Montella, 43, nach dem Auftaktsieg in der Liga gar etwas überrascht von der Stärke seiner Truppe zeigte. Dem Coach bleibt auch Tormann-Talent Gianluigi Donnarumma erhalten. Der 18-Jährige gilt in Italien längst als Nachfolger von Gianluigi Buffon und hat nach wochenlangem Geplänkel einen Vertrag bis 2021 unterschrieben.

So gut wie seit Jahren nicht mehr läuft auch der Dauerkartenverkauf, das zuletzt meist halbleere Giuseppe Meazza mit seinen 80.000 Plätzen wird sich demnächst wieder öfter füllen. Milan wird außerdem international präsent sein. Zumindest die Europa League ist nach einem 6:0-Sieg im Playoff-Hinspiel gegen Skendija Tetovo so gut wie fixiert. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2017)

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