Lazio Rom: Nach Anne-Frank-Stickern im Stadion sollen Fans Auschwitz besuchen

Football Soccer - AS Roma v Lazio - Italian Serie A
Football Soccer - AS Roma v Lazio - Italian Serie A(c) REUTERS (Alessandro Bianchi)
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Nachdem eine Lazio-Fangruppe antisemitische Sticker mit dem Bild Anne Franks verteilt hatten, gibt es scharfe Reaktionen aus dem Sport und der Politik. Die Fangruppe reagierte "überrascht", die Behörden ermitteln.

Als Reaktion auf antisemitische Aufkleber, die Lazio-Fans am Sonntag im Olympiastadion von Rom hinterlassen haben, wird es in allen Fußball-Ligen Italiens bei den nächsten Spielen eine Schweigeminute mit der Lesung einer Passage aus dem Tagebuch von Anne Frank geben. Das teilte der Italienische Fußballverband am Dienstag mit.

Mit der Schweigeminute solle die jüngste Episode von Antisemitismus verurteilt und weiter an den Holocaust erinnert werden, hieß es in einer Stellungnahme des Verbandes. Das Tagebuch der in einem Konzentrationslager der Nazis umgebrachten, 15-jährigen Jüdin Anne Frank ist eines der wichtigsten Werke der Holocaust-Literatur.

Fangruppe distanziert sich nicht von Stickern

Die im Olympiastadion aufgefundenen Aufkleber zeigen Frank im Trikot von AS Roma. Außerdem wurden von Lazio-Fans antisemitische Slogans hinterlassen. Die Anhänger des Clubs waren auch schon in der Vergangenheit öfters mit rassistischen Parolen negativ ausgefallen. Die umstrittene Lazio-Fangruppe "Irriducibili" ("die Unbeugsamen") distanzierte sich nicht von den antisemitischen Stickern, sondern teilte mit, dass sie über die Aufregung "überrascht" sei.

Italiens Spitzenpolitik verurteilte die Vorfälle aufs Schärfste. Premierminister Paolo Gentiloni betonte, dass die "unglaubliche" und "nicht akzeptable" Tat nicht "kleingeredet" werden dürfe. Staatspräsident Sergio Mattarella ergänzte mit dem Hinweis auf Anne Frank: "Ihr Bild als Beleidigung und Drohung zu verwenden (...) ist erschreckend für unser Land, das vor 80 Jahren unter der Grausamkeit des Antisemitismus litt."

Lazio-Fans standen erst kürzlich wegen rassistischer Gesänge in der Kritik. Daher war die Nordkurve am Sonntag geschlossen. Auch am 5. November gegen Udinese Calcio bleibt die Curva Nord gesperrt.

Lazio-Fans sollen Auschwitz besuchen

Lazio Rom will zudem als Reaktion auf die antisemitischen Parolen jährlich 200 seiner Fans das ehemalige Konzentrationslager in Auschwitz besuchen lassen. Das gab der Club am Dienstag bekannt. Vereinschef Claudio Lotito legte in einer Synagoge in Rom zudem einen Blumenkranz für die Opfer des Holocaust nieder.

In der jüdischen Gemeinde von Rom wurde die Idee der regelmäßigen Auschwitz-Besuche begrüßt. Grundsätzlich bestehe aber "Handlungsbedarf für konkrete Initiativen in der Welt des Fußballs und des Sports". Der italienische Fußballverband und auch die italienischen Behörden wollen den Vorfall untersuchen. "Das ist keine Kurve, das ist kein Fußball, das ist kein Sport. Raus mit den Antisemiten aus den Stadien", schrieb die Präsidentin der jüdischen Gemeinde in Rom, Ruth Dureghello, auf Twitter.

(APA/AFP)

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